I-53100 Siena e dintorni
4 Tage in der Maremma. Kurz. Viel zu kurz, dafür in vertrauter Umgebung. Geräumiges Häuschen, gasbeheizt, inmitten eines gepflegten Korkeichenparks. Die Wiesen sattgrün vom vergangenen Regen. Das Hinweisschild ausserhalb des Parks weckte meine Neugier, Nur mal ein wenig mit offenen Augen im Wald spazieren gehen. Gefunden habe ich nach 2 Stunden viel Natur, doch weder … I-53100 Siena e dintorni weiterlesen →
4 Tage in der Maremma. Kurz. Viel zu kurz, dafür in vertrauter Umgebung. Geräumiges Häuschen, gasbeheizt, inmitten eines gepflegten Korkeichenparks. Die Wiesen sattgrün vom vergangenen Regen. Das Hinweisschild ausserhalb des Parks weckte meine Neugier, Nur mal ein wenig mit offenen Augen im Wald spazieren gehen.
Gefunden habe ich nach 2 Stunden viel Natur, doch weder Trüffel noch Pilze.
Am folgenden Tag hielten wir uns schadlos. Wie schon letztes Jahr im besternten Ristorante „Silene“ in Seggiano. Wiederum das vegetarische Menu in 7 Gängen. Die kleinfruchtige Seggiano-Olive begleitete uns fast durchs ganze Menu. Die Amuse bouches pflückt man sich direkt vom silberdrahtigen Bonsai-Olivenbaum.
Ein geschmacksintensiver Salat aus würzigen Blättern und Blüten. Blatt um Blatt andachtsvoll mit der Pinzette zu essen.
Frische Steinpilze, ganz einfach in der Pfanne sautiert.
Wiederum ausgezeichnet gegessen. Heimfahrt über Montepulciano. Am nächsten Tag erwartete uns Siena.
Dem Parkhaus entstiegen, fanden wir uns mitten in einem Volksfest, das die Contrada Onda (Wappenzeichen der Delphin, blau-weiss) in ihrem Quartier organisierte. Die Contrade repräsentieren als Bürgervereinigungen die Stadtteile Sienas. Die Bewohner einer Contrada werden in diese hineingeboren und gehören lebenslang dazu. Contrade kann man etwa mit unsern Zünften vergleichen, die führenden Mitglieder entstammten spezifischen Berufsgattungen. Auch die Religion mischte mit, insofern jede Contrada ihre eigene Vorzeigekirche hat. Früher stellte jede Contrada ein Kontingent Soldaten, die heute aber nur noch bei folkloristischen Anlässen zum Einsatz kommen. Seit dem 17. Jahrhundert organisiert die Stadt den Palio, ein Wettstreit unter den Contrade in Form eines Pferderennens.
Neben der Teilnahme am Palio widmen sich die Contrade heute der Pflege der Kultur und der Folklore . Daneben übernehmen sie auch Aufgaben im sozialen Bereich, bespielen Quartier-Treffpunkte und sorgen für die Pflege der Grünflächen des Quartiers.
Das kulinarische Angebot war uns jedoch zu einseitig.
In der ausgebuchten Taverna di San Giuseppe fanden wir ein ruhiges Plätzchen bei einem Teller Pasta…
… und durften am Nebentisch der Zerlegung eines Bistecca alla fiorentina teilhaftig werden.
Füsse vertreten auf der Piazza del campo.
und dem Dom von Siena, der Cattedrale di Santa Maria Assunta.
Seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts arbeiteten die Sieneser an einem Um- und Erweiterungsbau ihrer Kathedrale. 1265 holte die Dombauhütte Niccolò Pisano nach Siena und beauftragte ihn mit dem Bau einer Kanzel. Pisano war Bildhauer und Architekt und gilt heute als Begründer der modernen Skulptur,
Die Kanzel ist eines der bedeutendsten Werke der Bildhauerkunst des Mittelalters. Ein Markstein am Beginn der Gotik in Italien, Erschaffen in den Jahren 1266–1268.
Der Fussboden des Doms von Siena ist ein weltweit einzigartiges Kunstwerk, Bilder aus unterschiedlich farbigen Marmorintarsien, an dem seit dem 14. bis zum 19. Jahrhundert bedeutende Künstler gearbeitet haben. Er besteht aus mehr als sechzig Szenen und ist meist mit schützenden Holzfaserplatten zugedeckt, Vom 18. August, nach dem Palio dell’Assunta, bis Ende Oktober wird der Boden teilweise aufgedeckt. Hier nur 2 kleine Ausschnitte:
Massaker an den Unschuldigen
Die Szene wurde 1481 von Sieneser Künstlern gestaltet Das Massaker spielt sich vor einem hufeisenförmigen Portikus ab. Darin verfolgen König Herodes und seine Vasallen das Massaker mit spöttischem Gesichtsausdruck. Das Gesamtbild hier bei wiki commons.
Der Berg der Weisheit
eine der schönsten Intarsienfelder wurde von Pinturicchio (1452-1513) erschaffen. Die allegorische Szene schildert den Weg zu Frieden, Tugend und Weisheit.
Auf einem steilen Pfad, der mit Steinen, kleinen Pflanzen und Tieren (Symbole der Laster) übersät ist, versucht eine Gruppe schiffbrüchiger Weiser, die Spitze des Hügels zu erreichen. Dort sitzt die Tugend und hält ein Buch und die Siegespalme, assistiert von Sokrates und Krates von Theben, der einen Korb voller Juwelen und Münzen ins Meer leert. Symbol des Verzichts auf das illusorische Glück des materiellen Reichtums.
Am Fuss des Hügels waltet eine wenig bekleidete, engelsgleiche Glücksgöttin über das Schicksal der Menschen. Einer ihrer Füsse steht auf einer Kugel, dem Symbol der Unbeständigkeit, der andere auf dem Boot mit gebrochenem Mast, von dem die Gruppe der Weisen auf dem Eiland der Tugend anlandete. In der Hand hält die Schöne ein Füllhorn als Symbol des Erfolgs.
Jaja, Tugend lässt sich theoretisch schon erreichen, aber nur wenn man sich darum bemüht. Nicht alle Diener Gottes auf Erden haben diese Botschaft verstanden. Das Gesamtbild ist bei wiki commons zu sehen.
Auf der Rückfahrt ins Korkeichenwaldhäuschen besuchten wir die verlassene Abtei von Galgano, etwa 35 km südwestlich von Siena. Der Ursprung des Klosters geht auf eine heute noch gut erhaltene Einsiedelei auf dem Hügel Montesiepi zurück, die vom Ritter Galgano Guidotti im 12. Jahrhundert gestiftet wurde.
Nach seinem Tod übernahmen Zisterzienser Mönche die Anlage auf dem Hügel, begannen um 1220 mit dem Bau der Abbazia di San Galgano in der darunter liegenden Ebene. Die Mönche von San Galgano gelangten sehr bald zu grossem Landbesitz. Das Kloster entwickelte sich schnell zur blühendsten Zisterzienserniederlassung der Toskana. Hungersnöte, Pestepidemien und Kriegswirren des 14. Jahrhundert leiteten den Abstieg des Klosters ein. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die Abtei zur Kommende zurückgestuft.
Um 1550 verkaufte einer ihrer Verwalter die Bleidächer der Klosterkirche um sie in Kanonenkugeln umgiessen zu lassen. Ein kurzfristig einträgliches Geschäft, jedoch wenig nachhaltig. Die Kirche erlitt schwere, dauerhafte Schäden. Vom Regen, nicht von Kanonenkugeln.
Witterungsfeste Paare nutzen die Anlage dennoch zum Hochzeiten.
und dann war schon wieder Essenszeit. Zwischendurch immer wieder bescheiden, ohne Michelinsterne. Wir sind flexibel.
Quellen:
wiki: Pavimento del Duomo di Siena
wiki: Abbazia di San Galgano
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