Business Impact statt Pixelperfektion: Wie Du mit KI-basierten UI-Generatoren den Beitrag von UX‑Design zum Produkterfolg treiben kannst
KI‑Tools wie UX‑Pilot, Figma AI, UIzard oder Galileo.ai liefern heute in Minuten “hübsche” Interfaces, die grundlegende Heuristik und Prinzipien der Produktgestaltung erfüllen. Ästhetik und […]

KI‑Tools wie UX‑Pilot, Figma AI, UIzard oder Galileo.ai liefern heute in Minuten “hübsche” Interfaces, die grundlegende Heuristik und Prinzipien der Produktgestaltung erfüllen. Ästhetik und eine grundlegende Ergonomie sind damit für Jede:n auf Knopfdruck verfügbar.
Das wird mittelfristig dazu führen, dass sehr viele Produkte grundlegend ästhetisch sind und sich deren Gestaltung an gängigen Interaktionsmustern orientiert. Eine Differenzierung im Markt über die visuelle und interaktive Gestaltung eines digitalen Produktes scheint damit der Vergangenheit anzugehören – oder?
Ganz so einfach ist das nicht. Die visuelle und interaktive Gestaltung eines Produkte ist schon heute nur ein Differenzierungsmerkmal von vielen. Meiner Ansicht nach wird das auch so bleiben. Es wird aber schwieriger, dieses Differenzierungsmerkmal auch wirksam nutzen zu können.
Darüberhinaus stecken in der Etablierung von UI-Generatoren große Chancen für die Erhöhung des Beitrages von UX-Design zum Unternehmensergebnis:
- Entwurfsprozesse können beschleunigt,
- Auf der Suche nach der passenden Lösung können mehr Varianten ausprobiert,
- die gestalterische Qualität eines Produktes kann erhöht werden,
- die gestalterische Konsistenz in einem Produkt-Portfolio kann leichter sichergestellt werden und
- gestalterische Arbeiten in einem bestimmten Rahmen demokratisiert.
In diesem Beitrag möchte ich eine näheren Blick darauf werfen, wie UX-Design zukünftig aufgestellt werden sollte, damit der Beitrag zum Unternehmenserfolg sichergestellt und ausgebaut werden kann.
Auswirkungen von UI-Generatoren
UI‑Generatoren werden zukünftig das handwerkliche Fundament des UI‑Designs liefern. Der Aufwand, der in die Erstellung von Entwürfen fließt, wird sich erheblich reduzieren. UI-Generatoren werden auf Knopfdruck Entwürfe für Bedienoberflächen grundlegend aufbauen. Sie entlasten UX-Designer:innen dadurch von Tätigkeiten wie beispielsweise die Anlage von Screens, das Heraussuchen von Farbcodes oder UI-Patterns, das Kontrollieren von Abständen oder das Aufbauen eines Grids für eine Bedienoberfläche.
Mit UI-Generatoren lässt sich der Entwurf von verschiedenen Varianten für ein Set von Anforderungen beschleunigen. Der Entwurfsprozess und die Erzeugung von gestalterischen Varianten kann damit deutlich komprimiert werden. Was heute Wochen dauert, wird nur noch Tage brauchen.
So lässt sich leichter und schneller ausprobieren und lernen, wie Erwartungen und Bedürfnisse am besten erfüllt werden können. Die Zusammenarbeit von Technik, Business und Design kann durch diese Beschleunigung eine spürbare Verbesserung erfahren, da die fachliche Diskussion einfacher auf Basis konkreter Entwürfe geführt werden kann.
UI-Generatoren machen nicht bei der visuellen und interaktiven Produktgestaltung halt. Manche liefern heute schon produktionsnahen Code, der direkt für die Generierung von interaktiven Prototypen oder die technische Umsetzung verwendet werden kann. Die Lücke zwischen Entwurf und Umsetzung wird dadurch kleiner. Die Kommunikation und die Zusammenarbeit im Entwicklungsprozess fokussiert sich mehr auf das Treffen von Designentscheidungen mit Blick auf den erhofften Produkterfolg.
Darüberhinaus können UI-Generatoren einen positiven Effekt auf das Requirements Engineering haben. Gerade am Anfang der Produktkonzeption kämpfen Teams häufig mit unklaren oder unvollständigen Anforderungen. UI-Generatoren benötigen kein vollständiges Set an Anforderungen. Wenn ihnen etwas fehlt, dann erfinden sie einfach etwas. Wenn dies bewusst eingesetzt wird, dann kann das in Verbindung mit einem adäquaten UX-Research die Diskussion über und die Definition von Anforderungen erheblich vereinfachen.
Soweit zu den Hoffnungen und Chancen. UI-Generatoren bergen aber auch das Risiko, dass die von ihnen erzeugte generische Gestaltung mit einer guten Produktgestaltung verwechselt wird. Immerhin sehen deren Ergebnisse auf den ersten Blick meist schon ganz brauchbar aus.
Bei aller Euphorie darf man nicht vergessen, dass eine gute Produktgestaltung durch die Erfüllung von Bedürfnissen und Erwartungen positive Erlebnisse schafft. Sie transportiert die (Marken-)Werte eines Unternehmens und weckt positive Emotionen. Sie erfüllt damit das Markenversprechen und trägt zur Loyalität bei. Eine gute Produktgestaltung erzeugt eine emotionale Verbindung zwischen Anwender:in und Produkt, die stärker ist als zu ähnlichen Produkten im Markt.
Eine generierte, also beliebige, Produktgestaltung kann das nicht erfüllen.
Wenn alle Produkte ästhetisch sind, wie lässt sich ein Produkt im Markt differenzieren?
Digitale Produkte werden sich künftig vor allem dadurch differenzieren, wie gut sie es schaffen, die Erwartungen und Bedürfnisse der Anwender:innen entlang der User Journey im Detail zu erfüllen.
Das setzt zum einen voraus, dass die Erwartungen und Bedürfnisse direkt in den Entwurfsprozess einfließen können. Dazu müssen sie bekannt sein und in einer verwendbaren Form vorliegen.
Da Erwartungen und Bedürfnisse sich mittlerweile in kurzer Zeit verändern, ist ein regelmäßiges Tracking von deren Erfüllung durch bestehende Produkten sowie ein kontinuierliches Erheben notwendig. Damit wird sichergestellt, dass der initiale Entwurf für eine Produktgestaltung eine möglichst gute Passung aufweisen kann.
Zusätzlich nimmt die personalisierte Anpassung der Produktgestaltung zur Laufzeit eine höhere Bedeutung ein – vorausgesetzt, sie beruht auf transparent erhobenen Daten, expliziten Opt‑ins sowie klaren Datenschutz‑ und Ethik‑Leitplanken. Sie wird zu einem wesentlichen Differenzierungsmerkmal. User Interfaces sollten sich an Situation und Kontext der Anwender:in anpassen. Das bedeutet, dass Inhalte und Interaktionsmöglichkeiten zur Laufzeit angepasst werden.
Das betrifft aber nicht nur einzelne Produkte, sondern die komplette User Journey. Der Prozess in dem Anwender:innen ihre Ziele mit digitalen Produkten und Service erreichen, spielt schon heute eine besondere Rolle. In Zukunft werden personalisierte User Journeys dabei nicht nur einen starren Prozess ermöglichen. Sie werden aus einer teilweise individuell zusammengesetzte Abfolge von Schritten, basierend auf Nutzungsverhalten, Kontext und persönlichen Präferenzen, bestehen können. Damit werden sich individuelle Erwartungen noch besser adressieren lassen, als bisher.
Und, nicht zuletzt prägen emotionale Mikro‑Momente das Nutzungserlebnis. In der Produktgestaltung nehmen die gestalterischen Details, also beispielsweise Animationen oder haptisches Feedback, einen größeren Raum ein. Hier können UI-Generatoren nur allgemeine Vorschläge liefern. Um die Markenidentität spürbar zu machen und die Werte des Unternehmens gut zu transportieren, wird die Liebe zum Detail in der Produktgestaltung entscheidend sein. Das legt die Messlatte für gute Produktgestaltung und deren Umsetzung um einiges höher, als sie eh schon ist.
Digitale Produkte werden sich in Zukunft noch stärker darüber differenzieren, wie gut es ihnen gelingt, die individuellen Erwartungen und Bedürfnisse von Anwender:innen zu erfüllen.
UI-Generatoren ersetzen UX-Designer:innen nicht, sondern beflügeln sie
Eine gute Produktgestaltung entsteht durch Exploration, Varianten und Iteration. Entwurfsarbeit ist der Kern der Produktgestaltung. Gerade in der agilen Produktentwicklung und ihrem permanent hohem Zeitdruck, bleibt das aktuell häufig auf der Strecke. Die Exploration möglicher Lösungen beschränkt sich häufig auf einen Entwurf, der dann im besten Fall iterativ ausgebaut wird.
Mit UI-Generatoren lässt sich der Entwurf von verschiedenen Varianten für ein Set von Anforderungen beschleunigen. Der Entwurfsprozess und die Erzeugung von gestalterischen Varianten erfordert weniger Aufwand. Es lässt sich leichter und schneller ausprobieren und lernen, mit welcher Produktgestaltung die Erwartungen und Bedürfnisse der Anwender:innen am besten erfüllt werden können.
Optimierung der Arbeitsprozesse
Die aktuellen Gestaltungsprozesse in der digitalen Produktentwicklung sind von zahlreichen manuellen Arbeitsschritten geprägt – insbesondere in der Entwurfsphase. Ein UI‑Generator allein reicht nicht aus, um diese Hürden zu überwinden. Die Designwerkzeuge und UI-Generatoren müssen sich eng in die bestehenden Designprozesse integrieren; idealerweise sind sie – wie Figma AI – bereits Bestandteil der Gestaltungswerkzeuge oder, wie UX‑Pilot, nahtlos anzubinden.
Bevor Du KI in den Workflow bringst, solltest du deine Abläufe genau analysieren und gegebenenfalls anpassen. Entstehen Entwürfe bislang isoliert und ohne kollaborative Werkzeuge, kann selbst das beste KI‑Tool sein Potenzial nicht entfalten.
Konfiguriere UI‑Generatoren außerdem so, dass sie nicht nur beliebige Ästhetik erzeugen, sondern die Markenwerte transportieren und den Gestaltungsprinzipien Deines Unternehmens folgen. Voraussetzung dafür sind Designsysteme, die maschinenlesbar dokumentiert sind, sodass sowohl Menschen als auch Generatoren die Regeln zuverlässig interpretieren können.
Entwicklung der passenden Kompetenzen
Nachdem die grundlegenden Gestaltungsprinzipien bereits durch die UI-Generatoren sichergestellt wird und die Differenzierung mehr durch die gestalterischen Details in Produkt und User Journey entstehen, ändern sich die Anforderungen an die Kompetenzen von UX-Designer:innen. Sie müssen in der Lage sein, auf hohem Niveau und mit Blick auf die Marke im Detail gestalten zu können. Sie müssen die Erwartungen und Bedürfnisse der Anwender:innen kennen und diese in den Mittelpunkt des Gestaltungsprozess stellen.
Konzeptionelle sowie strategische Kompetenzen werden zunehmend wichtiger. Sie ermöglichen es, generative Designvorschläge kritisch mit Blick auf den Produkterfolg zu prüfen, mit Markenwerten abzugleichen und in eine überzeugende Produktvision einzubetten. Außerdem braucht es strategische Weitsicht, um aus KI‑getriebenen Varianten klare Roadmaps, belastbare Business‑Cases und skalierbare Designsysteme zu formen.
UI-Generatoren werden den Eindruck erwecken, dass nun jede:r Mitarbeitende im Unternehmen eine gute Produktgestaltung erzeugen kann. Das wird aber nur in sehr einfachen Use Cases gelingen, wenn die Anforderungen gut bekannt sind und die Zusammenarbeit zwischen Design, Technik und Business gut funktioniert. Es ist daher nicht zielführend die Produktgestaltung im Unternehmen blind zu demokratisiert.
Ein hohes Maß an Gestaltungs- und Kommunikationskompetenzen wird durch UI-Generatoren wichtiger, da die Differenzierung im gestalterischen Detail erfolgt. Es sollte klar definiert werden, in welchen Fällen UI-Generatoren von Menschen ohne entsprechende Gestaltungskompetenzen eingesetzt werden dürfen und wann UX-Designer:innen mit den entsprechenden Gestaltungskompetenzen im Designprozess erforderlich sind. Es bedarf einer guten Governance für UI-Generatoren.
Deine Handlungsfelder als UX‑ und Design‑Manager:in
Mit diesen Handlungsfeldern kannst Du die Weichen so stellen, dass KI‑unterstütztes UX-Design echten Business‑Mehrwert liefert:
- Designprozesse fit machen – Analysiere deinen aktuellen Design-Workflow, identifiziere manuelle Aufwände, ermögliche eine werkzeuggestützte Kollaboration im Designprozess und sorge dafür, dass deine Gestaltungswerkzeuge UI‑Generatoren nahtlos einbinden können.
- Den passenden UI‑Generator integrieren – Teste mehrere Lösungen, achte auf Datenschutz sowie Datensicherheit und wähle den UI-Generator, der sich am saubersten in eure Design-Pipeline einfügt. Der UI-Generator Deiner Wahl muss Entwürfe auf Basis Eures Designsystem erstellen können.
- Designsystem maschinenlesbar machen – Dokumentiere Designprinzipien, Gestaltungsvorgaben, Marken‑Prinzipien und UI-Patterns so, dass Mensch und Maschine sie gleich gut verstehen.
- Bedürfnisse und Erwartungen transparent machen – Bedürfnisse und Erwartungen sollten in verständlicher Form für die Beteiligten im Entwicklungsprozess zur Verfügung stehen und regelmäßig aktuell gehalten werden.
- Kompetenzen ausbauen – Baue die strategischen und konzeptionellen Kompetenzen der UX-Designer:innen aus. Stärke bei UX-Designer:innen die Kompetenz, Markenwerte und gestalterischen Details in Produkt und User Journey auf hohem Niveau in die Produktgestaltung einfließen lassen zu können. Schaffe ein gutes Verständnis für Bewertung der Ergebnisse von UI-Generatoren und stärke die Fähigkeiten diese kritisch zu kuratieren.
- Governance für UI-Generatoren – Definiere klare Leitplanken, wann UI-Generatoren von Expert:innen oder Nicht-Expert:innen genutzt werden und wie Gestaltungsqualität gesichert wird.
- Exploration von Varianten beschleunigen – Etabliere ein Framework mit entsprechender Telemetrie, damit neue Entwürfe binnen Stunden statt Wochen mit Anwender:innen validiert werden können.
- Kundenfeedback in Echtzeit nutzen – Implementiere ein Voice‑of‑Customer‑System, um Erwartungen und Bedürfnisse kontinuierlich messen und darauf reagieren zu können.
- Gemeinsame Entscheidungsmetriken – Lege Metriken fest, die Design, Technik und Business gemeinsam nutzen und die den Effekt jeder Designentscheidung auf den Produkterfolg quantifizieren.
- Zusammenarbeit stärken – Optimiere Kommunikation, Prozesse und Schnittstellen zwischen Design, Entwicklung und Business, damit Entscheidungen schnell und datenbasiert fallen können.
- Personalisierte Anpassung von Produkt und User Journey zur Laufzeit: In der Konzeption von User Interfaces sollten unterschiedliche Situationen und Kontexte der Anwender:in entlang der User Journey berücksichtigt werden. Die technische Architektur der Produkte sollte die Erkennung dieser Situationen und Kontexte sowie eine Anpassung von Bedienoberflächen und Schritten in der User Journey zur Laufzeit ermöglichen.
Fazit
UI-Generatoren machen solide und generisch-ästhetische Produktgestaltung auf Knopfdruck verfügbar. Es wird gerade deshalb für den Produkterfolg wichtig bleiben, dass sich digitale Produkte durch ihre visuelle und interaktive Gestaltung differenzieren. Der Wettbewerb wird sich nicht an der Frage entscheiden, wer die “hübschesten” Pixel produziert, sondern wer Bedürfnisse und Erwartungen erkennt, Erlebnisse personalisiert und Markenversprechen erfüllen kann.
Dafür braucht Deine UX‑Organisation UX-Designer:innen mit konzeptionellen und strategischen Kompetenzen, maschinenlesbaren Designsysteme, datengetriebenen Feedback‑Loops, klaren Governance‑Leitplanken für UI-Generatoren, KPIs für Design, Technik und Business sowie eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten im Designprozess.
Auf diese Weise kannst Du dafür sorgen, dass Dein Unternehmen die neuen Möglichkeiten durch UI-Generatoren zur Steigerung von Produkt- sowie Unternehmenserfolg gezielt nutzen kann und sich weiterhin durch die Produktgestaltung im Markt differenzieren kann.