Journal Freitag, 30. Mai 2025 – Fahrt von Berlin nach München in die Wärme

Vor Weckerklingeln aufgewacht, Wetter unwirtlich. Bis zum Aufbruch zu meinem Zug zurück nach München hatte ich lediglich Sortieren und Benamsen der Fotos vom Vortag einkalkuliert, Bloggen würde ich auf der Reise. Nur dass mir so viele bereits ausformulierte Gedanken zum Museumsbesuch am Vortag durch den Kopf gingen, dass ich bei Morgentoilette, beim Anziehen und beim […]

May 31, 2025 - 18:50
 0
Journal Freitag, 30. Mai 2025 – Fahrt von Berlin nach München in die Wärme

Vor Weckerklingeln aufgewacht, Wetter unwirtlich.

Erhöhter Blick auf eine regnerische Großstadtkreuzung, umgeben von sachlichen Gebäuden

Bis zum Aufbruch zu meinem Zug zurück nach München hatte ich lediglich Sortieren und Benamsen der Fotos vom Vortag einkalkuliert, Bloggen würde ich auf der Reise.

Nur dass mir so viele bereits ausformulierte Gedanken zum Museumsbesuch am Vortag durch den Kopf gingen, dass ich bei Morgentoilette, beim Anziehen und beim Packen immer wieder an den Rechner springen musste, um sie aufzuschreiben.

Auschecken und Fahrt zum Hauptbahnhof (S-Bahn, damit ich noch ein bisschen gucken konnte) verliefen so flugs, dass ich viel zu früh dran war. Setzte ich mich halt noch lesend an den Bahnsteig. Dort stand abfahrbereit ein ungarischer Zug nach Budapest, ich sah im Speisewagen Passagiere frühstücken, so richtig frisch zubereitetes Frühstück an gedeckten Tischen mit Tischdecken – noch ist die Zivilisation nicht überall untergegangen.

Eine Hand hält einen kurzen blauen Papierstreifen, am Handgelenk ein Band, auf dem man erkennt „blica25“, im Hintergrund unscharf ein Bahnwagon von außen

Fundstück in meiner Handtasche zum Abschied aus Berlin, ein Rest des Konfettiregens bei der Abschiedssause der re:publica (Bändel wurde erst daheim abgeschnitten, sonst sieben Jahre Online-Pech). Auf instagram DM1-Austausch mit einem langjährigen Internet-Kontakt, jetzt stehe ich auf einer Gästeliste Anfang Dezember (ICH WAR NOCH NIE AUF EINER GÄSTELISTE!!1!111).

Im ICE packte ich umgehend meinen Laptop aus und machte mich an die Blog-Arbeit. Mit mir war eine Schulklasse in den Wagen gestiegen, doch wie schon früher in solchen Situationen erwiesen sich die jungen Leute als unaffällige Reisegefährten. (Wenn nicht sogar niedliche: “Ey, kannst du mir a Gummibärli ge’m, Bro?”)

Ganz direkt hatte ich drei Sitznachbarn aus Italien. Die Dame neben mir fragte bald unterwegs, ob wir uns jetzt in der ehemaligen DDR befanden: Der Bildschirm an der Decke zeigte praktischerweise gerade eine Landkarte mit Fahrtverlauf, ich konnte daran die Lage der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zeigen. Und ergänzte Infos zur chemischen Industrie um Bitterfeld, die man vom Zug aus sehen würde. Später fragten die Herrschaften nach den gelb blühenden Feldern – ich lernte, dass man in Italien Raps nicht kennt (sie recherchierten auf ihren Handys sofort Details). Wir tauschten uns in einer Mischung aus Deutsch und Italienisch aus, ich lernte ein wenig über die Herkunft und Familie dieser Nachbarn.

Blick durch leicht spiegelndes Zugfenster auf Gleise, Bahnleitung, dahinter Robinienwald

Verblühende Robinienwälder.

Allerdings ertappte ich mich, wie ich mich schnell zuständig (und kompetent) für die Erklärung von ALLEM fühlte, bloß weil ich die Einheimische war und sie nicht. Dabei bin ich recht stolz, dass ich meinen angeborenen Hang zum Mansplainen (ist leider nicht zwangsläufig an einen bestimmten Chromosomensatz gekoppelt) mit viel Mühe und Sorgfalt in den Griff bekommen habe (unter anderem durch Vermeiden von Menschenkontakt, aber da trafen sich wohl zwei Ziele besonders günstig). Dass ich mit Bloggen beschäftigt war, half mich zu bremsen.

Keine Lust auf Mittagscappuccino – unter anderem wegen eh Überdrehtheit (oder ich habe mir durch einen Tag nasse Füße doch was geholt?).

“Aanesibzig bis achdeachzig”: In Bamberch gab’s frische Passagiere. Die sich schon wieder als Fußballfans erwiesen, deutlich ungehobelter und alkoholisierter als auf der Hinreise, ich hätte sie gern gegen eine weitere Schulklasse getauscht. Was allerdings schnell dadurch aufgewogen wurde, dass das italienische Trio total begeistert über dieses authentische Erlebnis war (“allegri!”), den Dialekt bemerkte und offensichtlich Geschichten für daheim sammelte. Da freute ich mich für sie.

In Berlin hatte ich eine Kürbiskernbreze als Brotzeit gekauft, beim Warten am Bahnsteig meinen Apfel an eine Bettlerin verschenkt, unterwegs dann aber trotz kneifendem Magen überhaupt keinen Appetit.

Wenig verspätete Ankunft im sonnigen und überraschend warmen München, daheim Herzen und Küssen des Herrn Kaltmamsell. Jetzt musste ich kurz vor drei aber wirklich was essen, es wurde die Breze mit Butter sowie Joghurt mit Resten Zitronat/Orangeat aus der Backkiste (besser wenn länger im Joghurt eingeweicht, aber immer überraschend gut).

Verschiedene Häuslichkeiten, Kofferauspacken, auf meiner Einkaufsrunde für Lebensmittel (u.a. wegen Backplänen) war es noch wärmer geworden.

Yoga-Gymnastik endlich wieder auf einer vernünftigen Matte, die Reisematte (um die ich für die beiden Einsätze sehr froh war) ist halt doch recht glitschig.

Balkonholztisch, darauf zwei Ballongläser mit durchsichtigerEiskugel, leicht rose Drink mit Erdbeerstücken, dahinter über der Balkonbrüstung sonniger Park, vor der Brüstung eine völlig runtergeschnittene große Pflanze

Ernsthaft Balkon (die Pflanzen, Hakenlilien, sahen derart armselig aus, dass ich sie mal wieder abschnitt – braucht also noch eine Weile bis Balkongrün). Wir brauchten den restlichen Erdbeer-Gin vom Vorjahr mit Tonic Water auf.

Dunkle Weinflasche mit schlichtem Etikett vor weißer Wand, zu beiden Seiten gefüllte Weißweingläser

Zum Nachtmahl begleitete ich uns mit einem Schweizer Wein, Direktimport als Gastgeschenk vor fast zwei Jahren: Ein Marsanne Blanche Wittwer aus dem Wallis, kräftig und mit deutlicher Holznote, wenig Säure – passte gut zum Hüftsteak, das Herr Kaltmamsell servierte. (Doch beim Anrichten des Fotos oben ging nach Langem mal wieder ein Glas kaputt; zum Glück nur großer Sprung, ich musste keine Sauerei beseitigen.)

Gedeckter Tisch mit Stroh-Sets, Glasteller mit aufgeschnittenem Fleisch, Gemüse, daziwschen eine Glasschüssel Blatsalat, gegenüber sitzt ein Mann in rötlichem T-Shirt, der auf seinem Teller schneidet

Es beginnt wieder die Zeit mit sommerlichen Stroh-Tischsets und besonders unattraktiv forografierten Glastellern.

Nachtisch: Erdbeeren, Schokolade, schöner Urlaubsabschluss.

  1. Direct Message