Akademie für angewandte Zukunft: Wie zwei Designer Perspektive bieten!

Es sind diese Entdeckungen, die die re:publica immer so besonders machen: Design-Professor Christian Zöllner stellte dort ein Projekt vor, das jungen Menschen in der Lausitz digitales Know-how und Hoffnung gibt. Und das an einem märchenhaften Ort.

May 30, 2025 - 08:30
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Akademie für angewandte Zukunft: Wie zwei Designer Perspektive bieten!

Es sind diese Entdeckungen, die die re:publica immer so besonders machen: Design-Professor Christian Zöllner stellte dort ein Projekt vor, das jungen Menschen in der Lausitz digitales Know-how und Hoffnung gibt. Und das an einem märchenhaften Ort.

Wie das ist, wenn man als Designer mit unzähligen Projekten gleichzeitig jongliert, stellte Christian Zöllner, Designer und Professor an der Burg Giebichenstein, auf der tincon, dem republica-Ableger für Jugendliche, anschaulich da.

2016 haben Zöllner und Sebastian Piatza, die in ihrem Designstudio The Constitute das Fabmobil realisiert. Das ist schicker, schwarzer und top ausgestatteter Doppeldeckerbus, der ein fahrendes Kunst-, Kultur und Zukunftslabor für die ländliche Oberlausitz ist.

An Bord ist alles, was interessierte Jugendliche brauchen, um Creative Technologies wie Programmierung, 3D Druck, Virtual Reality oder Robotik auszuprobieren und zu lernen.

Aber das ist nur eins ihrer vielen Projekte. Die beiden unterstützen Lokallabore auf dem Land, die, ausgehend vom Fabmobil, als Makerspaces kontinuierlich und vor Ort, Digitales und Handwerk und Kreativität zusammenbringen.

Gleichzeitig betreiben die beiden in Dresden ihr Designstudio The Constitute, das Maschinen wie »Playful Plastic Recycling« baut, um spielerisch an Recycling heranzuführen: Mit einer Greifarm-Maschine, mit der man sonst Plüschtiere versucht zu Angeln und hier verschiedenes Plastik in die Zange nimmt, um es anschließend richtig zu entsorgen.

Und dann sind sie noch Teil von enter Junge Kulturregion Chemnitz, einer Jugend-Maker-Intitiave,  die parallel zum Kulturhauptstadtprogramm läuft.

Das Fabmobil auf der re:publica.

Sich engagieren!

Die beiden zeigen, wie man sich als Designer engagieren kann – kreativ und politisch und das gerade in Zeiten, in denen die Gesellschaft immer weiter nach rechts abdriftet.

Irgendwann aber wurde ihnen klar, dass sie, statt die verschiedenen Projekte immer zu jonglieren, ihre Arbeit bündeln müssen.

Und zwar in einem Bildungsort. Und so entstand die »Akademie für angewandte Zukunft«.

Schon bei dem Namen könnte man in die Knie gehen. Aber erst recht bei dem Projekt selbst.

Finanziell unterstützt von der Digitalagentur Sachsen und der Schweizer drosos (…) Stiftung, wollen sie einen Ort der Begegnung schaffen, an dem junge Menschen über Digitalität informiert werden, angeleitet und unterstützt werden. Von jungen Talenten, die nach einem Studium oder ähnlichem wieder in ihre Heimatgegend zurückgekehrt sind, von lokalen Akteuren – und von Designhochschulen.

Es geht um Lernen und Lehren, um Machen und Denken, lokal und international.

Und nach einer Zeit vergeblichen Suchens haben sie jetzt auch einen Ort dafür gefunden. Und der ist genauso eindrucksvoll, wie das Projekt.

Foto: Sabine Danek/PAGE

Perfekter Mix aus Handwerk und Digitalität

Und der ist ein Barockschloss. Samt 50 Hektar Schlosspark, See und Allee und 35 Kilometer außerhalb von Dresden gelegen.

Und das zwischen Bauzen und Hoyerwerda, »schon eine kritische Gegend«, wie Christian Zöllner sie nennt. Wo die Zahlen der AfD sehr hoch sind.

»Wer, wenn nicht wir und wann, wenn nicht jetzt?« hätten sie sich gefragt und das Schloss gekauft, um es in einen Ort zu verwandeln, in der junge Menschen ihren Weg in die Zukunft finden können. Und das in dieser umwerfenden Mischung aus Handwerk und Digitalität.

Eine Bühne ist geplant, ein »Heat Retreat« für coole Ideen, wenn es in den Städten zu heiß zum Denken wird, Labs werden entstehen, Unterkünfte und Gewächshäuser, eigene Energieanlagen – und jede Menge Perspektive.

Summer Schools sollen stattfinden, Residenzen angeboten werden, Kurse und Workshops und dazu gibt es einen Shuttleservice, der die jungen Menschen vom gut angebundenen Bahnhof abholt, sodass sie problemlos und alleine anreisen können.

Und natürlich wollen sie mit der Akademie für angewandte Zukunft nicht wie ein Raumschiff dort in der Lausitz landen. Sondern mit regionalen Betrieben zusammenarbeiten, mit der Handwerkskammer, mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik, das in Görlitz und Bauzen entsteht, mit dem Kultusministerium – und mit der Kreativwirtschaft und Designhochschulen.

Was für ein hoffnungsvolles Projekt weit über die Lausitz hinaus.