Kreativ- oder Designberatung: Wo positioniere ich mich als Designer:in?
Stephan Kochs von Rebelko erklärt die Unterschiede und welche Kompetenzen wofür gebraucht werden. Er gibt zudem hilfreiche Tipps, wie man die eigene Positionierung schärfen kann: »Klar kommunizieren und nicht alles in einen Topf werfen!« ...

Stephan Kochs von Rebelko erklärt die Unterschiede und welche Kompetenzen wofür gebraucht werden. Er gibt zudem hilfreiche Tipps, wie man die eigene Positionierung schärfen kann: »Klar kommunizieren und nicht alles in einen Topf werfen!«
Manchmal ist es nicht ganz einfach, sich als Designer:in präzise und gut verständlich zu positionieren. Die eigenen Stärken mag man zwar kennen, aber wie fügt sich alles zu einem ansprechenden Ganzen in den Arbeiten und dem eigenen Portfolio zusammen?
Wir haben dazu mit Stephan Kochs, Creative Director bei REBELKO, Kreativagentur für strategische Kommunikation aus Aachen, gesprochen, der ein paar essenzielle Antworten gegeben hat. Denn die eigene Positionierung in der Designszene zu schärfen, hilft letztlich dabei, eine zufriedene Kundschaft erstens an Land zu ziehen und zweitens langfristig eine gute Kommunikation vor und während Projektarbeiten miteinander zu haben – von Anfang an.
Wir haben mit der vermeintlich simpelsten, aber auch ein wenig komplexen Frage begonnen, wo eigentlich genau die Unterschiede und Kompetenzen in Design- und Kreativberatung liegen. Sie sind zwar eng miteinander verwoben, aber die verschiedenen Medaillen-Seiten, wie Stephan Kochs es nennt, haben es in sich.
Konkrete Tipps zur Positionierung und fürs Portfolio hat er auch parat, die Kreativen in der Praxis helfen. Und ganz wichtig: Er beschreibt auch die Königsdisziplin für beste Markenkommunikation.
PAGE: Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Design- und Kreativberatung?
Stephan Kochs: Kreativberatung und Designberatung sind zwei Seiten derselben Medaille – aber mit sehr unterschiedlichem Fokus. Kreativberatung setzt nämlich viel früher im Prozess an. Hier geht es darum, die richtigen Ideen zu entwickeln, Storytelling zu schärfen, kreative Routen zu gestalten und überhaupt erstmal den strategischen Rahmen zu schaffen, in dem Kommunikation stattfinden kann.
Designberatung kommt dann ins Spiel, wenn es darum geht, diesen Rahmen sichtbar zu machen. Und das dann durch passgenaue visuelle Konzepte, die die Markenidentität transportieren, und die Gestaltung über alle Kanäle hinweg konsistent umsetzen.
Oder anders gesagt: Die Kreativberatung stellt das Spielfeld und die Spielregeln. Die Designberatung sorgt dafür, dass das Spiel dann auch visuell begeistert und wiedererkannt wird. Beides baut aufeinander auf – aber es sind unterschiedliche Leistungen und Kompetenzen.
PAGE: Wenn sich ein:e Designer:in positionieren möchte, aber nicht genau weiß, ob Design- oder Kreativberatung besser passt, wie würde man da am besten vorgehen?
Sehr gute Frage … Ich würde sagen: Zuerst immer sehr ehrlich auf die eigenen Stärken schauen.
Fragt euch: Wofür brennt dein Herz wirklich?
Bist du eher jemand, der Ideen, Formate und Storys entwickelt, bevor es ans Design geht? Dann fühlt man sich wahrscheinlich eher in der Kreativberatung zu Hause. Oder bist du Expert:in dafür, starke Designs umzusetzen, visuelle Konzepte zu erstellen und Marken sichtbar zu machen? Dann passt die Designberatung besser.
Es kann super helfen, die eigenen Projekte der letzten Jahre mal durchzugehen und zu überlegen: Was war da mein Beitrag? Wo hab ich am meisten Mehrwert geliefert? Was hat mir auch am meisten Spaß gemacht? Man sollte aber nicht vergessen, dass beide Bereiche ineinandergreifen. Wer strategisch denken kann und gleichzeitig gutes Design entwickelt, hat natürlich eine sehr starke Positionierung. Wichtig ist nur, das auch klar zu kommunizieren und nicht alles in einen Topf zu werfen.
PAGE: Für manche kann sicher auch beides infrage kommen, sollte man das dann auch entsprechend im Portfolio kommunizieren oder verwirrt das die potenzielle Kundschaft auf den ersten Blick?
Ich sehe da eher eine Chance als ein Risiko – wenn es gut erklärt und klar strukturiert dargestellt ist. Klar, wer alles kann, wirkt manchmal, als könne er oder sie nichts völlig richtig. Aber das stimmt ja nicht, wenn man beides strategisch durchdekliniert, klar kommuniziert und vor allem auch mit Referenzen belegt.
Mein Tipp: Im Portfolio oder auf der Website eine klare Unterscheidung der Leistungen zu schaffen – zum Beispiel über unterschiedliche Leistungsbereiche, eindeutige Positionierung schon auf der Startseite, und Cases, die das sauber aufzeigen. Man kann beispielsweise zeigen, wie man von der Idee über das Konzept bis hin zur Gestaltung denkt und arbeitet. So erkennen Kund:innen, dass man nicht nur „irgendwas mit Design“ macht, sondern man den ganzen Prozess begleiten kann. Eben den ganzen Workflow von der kreativen Entwicklung bis hin zur Umsetzung.
Also ja, ruhig beides zeigen, aber nicht vermischen, sondern strukturiert und nachvollziehbar darstellen.
PAGE: Das sind wirklich gute Hinweise! Eine letzte Frage: Und was braucht eine exzellente Markenkommunikation bestenfalls am dringendsten?
Für mich ist das ganz klar: Klarheit und Konsistenz. Klarheit in dem, wofür die Marke steht, was sie einzigartig macht und wie sie sich im Umfeld positioniert. Konsistenz in der Art, wie diese Identität über alle Kanäle hinweg kommuniziert und gestaltet wird – visuell, inhaltlich, tonal.
Und vor allem – wie sich das für Menschen anfühlt, wenn sie mit ihr in Berührung kommen. Auf nichts lässt sich schneller der Finger legen, als auf inkonsistente Kommunikation. Das merkt jede:r sehr schnell, auch unterbewusst. Brands, die immer wieder anders auftreten, wirken beliebig. Die, die klar, wiedererkennbar und relevant kommunizieren, schaffen Vertrauen und bleiben haften. Ich erlebe es leider immer wieder in Projekten: Sobald dieser innere Kompass fehlt, wird es beliebig. Dann springt man von Trend zu Trend, von Kanal zu Kanal, von Maßnahme zu Maßnahme – aber nicht viel bleibt wirklich haften.
Und genau das ist irgendwie die Königsdisziplin: Strategie, Marketing und Gestaltung so eng miteinander zu verzahnen, dass eine starke, konsistente und greifbare Markenwahrnehmung entsteht. Am Ende ist es das, was wirklich den Unterschied macht – egal ob im Digitalen, im Print oder im Raum.
Vielen Dank für das Gespräch!