Studie: Was Unordnung mit unserem Gehirn macht

Ein bisschen Chaos schadet schon nicht? Eine Studie der US-Eliteuni Yale konnte zeigen, dass visuelle Ablenkung in unserer Umgebung das Gehirn beeinflusst und den Informationsfluss verschlechtert.

Jan 23, 2025 - 08:07
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Studie: Was Unordnung mit unserem Gehirn macht

Ein bisschen Chaos schadet schon nicht? Eine Studie der US-Eliteuni Yale konnte zeigen, dass visuelle Ablenkung in unserer Umgebung das Gehirn beeinflusst und den Informationsfluss verschlechtert.

Die wenigsten von uns haben ihren Fokus im Alltag tatsächlich über einen längeren Zeitraum auf nur einem Objekt. Wenn wir fernsehen, schauen wir nebenbei auf dem Smartphone, was es bei Instagram oder in den E-Mails Neues gibt. Wenn wir im Café mit unserer Freundin sprechen, sind wir womöglich unbewusst abgelenkt von der lauten Gruppe hinter ihr, die auch in unserem Sichtfeld ist.

Visuelle Unordnung: Das macht sie mit unserem Gehirn

Forschende der renommierten Yale University im US-Bundesstaat Massachusetts wollten nun wissen, wie diese "visuelle Unordnung", also Ablenkungen in unserem Blickfeld, sich auf unser Gehirn auswirken. In einer Studie konnten sie zeigen, dass solche Unordnung den Informationsfluss im Gehirn verändert. Vor allem die genaue Position der Gegenstände in unserem Blickfeld spielt hier laut der Studienergebnisse eine Rolle.

"Frühere Forschungsergebnisse konnten bereits zeigen, dass Unordnung das Ziel unserer Wahrnehmung beeinflusst", erklärt Dr. Anirvan Nandy, Assistenzprofessor der Neurowissenschaft an der Yale School of Medicine und Co-Autor der aktuellen Studie. "Wenn mich beispielsweise jemand bittet, das Wort 'Cat' (Englisch für Katze) aus dem Augenwinkel zu lesen, wird der Buchstabe t mich stärker daran hindern, das a korrekt zu erkennen, als das c – obwohl beide in gleichem Abstand zum a stehen."

Das hänge mit dem sogenannten Crowding-Effekt zusammen, der beschreibt, dass wir Objekte schlechter erkennen können, wenn andere Objekte nah daran stehen – und zwar vor allem am Rande unseres Sichtfelds.

Studie mit Affen liefert spannende Ergebnisse

Für die aktuelle Studie haben die Forschenden Makaken, eine Affenart, deren visuelle Systeme und Fähigkeiten denen des Menschen am nächsten sind, darauf trainiert, auf die Mitte eines Bildschirms zu schauen. Dabei wurden den Tieren innerhalb und außerhalb ihres Sichtfelds optische Ablenkungen angeboten. Während dieser Aufgabe trackten die Forschenden die neuronale Aktivität im primären visuellen Kortex, der im Gehirn hauptsächlich für die visuelle Informationsverarbeitung zuständig ist.

Dabei fand das Forschungsteam heraus, dass die Ablenkungen zwar nicht beeinflussten, wie die Informationen zwischen den Neuronen und dem primären visuellen Kortex übertragen wurden. Allerdings beeinflussten sie durchaus, wie effizient diese Informationen flossen.

Ablenkung und Unordnung verschlechtern den Informationsfluss

Die Wissenschaftler:innen vergleichen das mit einer Telefonkette, in der eine Person jeweils die nächste anruft und ihr eine bestimmte Information mitteilt. Im Falle der visuellen Wahrnehmung funktioniert die Kette an sich reibungslos, es wird also jede Person erreicht, – aber die Information wird nicht zwangsläufig korrekt bis ans Ende der Kette übertragen.

Diesen Effekt können wir womöglich auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Ist es in unserer Wohnung sehr unordentlich, wird es uns vermutlich schwerer fallen, unseren Haustürschlüssel inmitten von Zeitschriften, Kleidungsstücken und anderen herumliegenden Gegenständen zu erkennen. Die Ergebnisse der Yale-Studie zeigen, dass visuelle Ablenkungen darüber hinaus auch die Effizienz des Informationsflusses im Gehirn verschlechtert. Sehen wir hinter unserem Laptop beispielsweise alle möglichen Gegenstände, die uns ablenken, kann das womöglich die Qualität unserer Arbeit verschlechtern, weil die Informationen nicht so gut übertragen werden, wie es ohne visuelle Unordnung der Fall wäre.

Dasselbe gilt natürlich auch, wenn es uns nicht gelingt, uns auf nur eine Sache zu konzentrieren, wenn wir also beim Fernsehen nebenbei mit unserem Handy beschäftigt sind. Denn zu viele visuelle Reize können offenbar dafür sorgen, dass die Informationen in unserem Gehirn nicht optimal fließen – und wir so weniger effizient denken.

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