Redesign Democracy: Die Gewinner stehen fest!
Die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) rief den Designwettbewerb »Redesign Democracy« aus, um in Zeiten wie diesen, den Akt des Wählens zu stärken. Jetzt stehen die vier Gewinner fest. Darunter auch ein herrlich kühnes Konzept, das ...

Die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) rief den Designwettbewerb »Redesign Democracy« aus, um in Zeiten wie diesen, den Akt des Wählens zu stärken. Jetzt stehen die vier Gewinner fest. Darunter auch ein herrlich kühnes Konzept, das das Privileg des Wählens feiert.
Mehr als 50 Entwürfe gingen bei dem Designwettbewerb »Redesign Democracy« ein, aus Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern, zu denen Chile, Belgien, Slowenien und die Türkei gehören.
Im Rahmen des Forschungsprojektes »Redesigning Democratic Representation« von Friedrich von Borries und Sven T. Siefken wurden neue Ideen für die Wahlurne der Zukunft gesucht – und schließlich vier Projekte prämiert, die ein Preisgeld von je 1.000 Euro erhalten und unterschiedlicher nicht sein können.
Und sieht man die Gewinner-Konzepte, fällt einem noch mal zusätzlich aus wie trostlos, improvisiert, lieblos und ästhetisch völlig unambitioniert die Wahlen in Deutschland gestaltet sind.
Ausgewählt hat sie eine 10-köpfige Jury, zu der neben Dara Sepehri vom Deutschen Design Club und Barbara Lersch, Programmdirektion World Design Capital 2026, Landeswahlleiter, Staatssekretäre oder Mitglieder des Deutschen Bundestages von der SPD und Bündnis 90 / Die Grünen gehörte.
Vom Wahlberechtigten zum Demokratiefan
Ganz frei hat das studio peter post x petra esveld gedacht, als es das »Fanticket« entwickelt hat, das einen ganz neuen Ton setzten möchte.
Weg von einer Wahlbenachrichtigung, die sich wie ein Bußgeldbescheid anfühlt. Und das mit einer nur mittelmäßig lesbaren Typografie, einer nicht funktionierenden Informationshierarchie – und dabei mit einem Tonfall versehen ist, der einen nicht mit einem »Deine Stimme zählt« ermunter, sondern einzig ein »Wir zählen deine Stimme« unterstreicht.
Doch warum soll man der Wahl nicht wie dem Konzert seines Lieblingsstars oder dem Spiel seines Lieblingsvereins entgegenfiebern? Sich die Wahlbenachrichtigung voller Vorfreude über die Teilhabe an der Demokratie an die Pinnwand heften? Das Privileg des Wählens feiern, anstatt es wie eine lästige Pflicht wirken zu lassen?
Das Fanticket geht genau diesen Weg und verwandelt den Wahltag in ein Festival für die Demokratie, vibrierende Plakate und Merchandise inklusive.
Und wie es von Peter Post und Petra Esveld heißt, die dazu eine spielerische Analogie entwickelt haben: Ist das Fanticket zur Bundestagswahl 2029 die Eintrittskarte zur Demokratie – Live, ist das Line-Up der Deutsche Bundestag. Der Eintritt ist frei und der Veranstalter das Grundgesetz, die Set-List der Wahlzettel und der Special Guest die eigene Stimme. Und der Mic-Drop schließlich, wenn ich den Wahlzettel in die Urne versenke!
So geht demokratische Teilhabe, macht Spaß und unterstreicht das Privileg in einer Demokratie zu leben und zu wählen.
Wertschätzung und Transparenz
Mit ihrem Konzept »Aus ungestaltet wird umgestaltet« stemmen sich der Freiburger Produktentwickler Moritz Bendl und Designerin Emma Rahe aus Schweden gegen die Bastelstunde, wie auch die letzte Bundestagswahl es mit ihren selbst aufgeklebten Pappzetteln und umfunktionierten Mülltonnen war.
Als Antwort darauf haben sie eine ästhetische, semitransparente Wahlurne entwickelt, die ein »kraftvolles Symbol für demokratische Resilienz und Vertrauenswürdigkeit ist« und dabei zwischen Sichtbarkeit und Sicherheit balanciert.
Aus Acrylglasplatten hergestellt und mit einer Schiebeklappe am Boden, aus der die Wahlzettel problemlos in eine Kiste gleiten können, garantieren sie die Würde des demokratischen Prozesses.
Einladend & niedrigschwellig
»Deine Wahl« der Kölner Designerin Pauline Muszi verwandelt die unübersichtliche Wahlbenachrichtigung samt Briefwahl in ein Plakat in einfacher Sprache und mit klarer Gestaltung – »damit Wählen nicht als bürokratische Hürde, sondern als selbstverständlicher Teil unseres Alltags verstanden wird.«
Schließlich gehört es zur Demokratie, dass es jedem leicht gemacht wird, daran teilzuhaben. Und das einladend und niedrigschwellig und dazu unterstreicht das Logo in den Farben aller teilnehmenden Parteien die Vielfalt, die zu einer Demokratie gehört.
System für demokratische Begegnung
»Meros« ist griechisch und bedeutet Teil. Und so hat Daniel Afriyie Owusu seinen Entwurf für einen Wahlakt genannt, der bedeutungsvoll und gemeinschaftlich sein soll. Und mit Urne versehen, deren modularer, halbrunder Körper sich aus dem Kreis des Wahlkreuzes ableitet.
Schmal und elegant gebogen hat er eine leicht spiegelnde Oberfläche, die die eigene Entscheidung sichtbar macht. Darüber hinaus ist Meros tragbar, langlebig, stapelbar – und modular. Und kann auch als Infostand, als Trenner oder Ausstellungsfläche genutzt werden.