Diddy-Prozess: Beweismittel verschwunden – Polizei unter Verdacht (Tage 11–13)
Am Dienstag gegen 9 Uhr Ortszeit begann der elfte Verhandlungstag im Strafprozess gegen Sean „Diddy“ Combs. Gleich zu Beginn wurde LAPD-Beamter Chris Inoio in den Zeugenstand gerufen. Er schilderte den Einsatz am 22. Dezember 2011, als Diddy angeblich in das Haus des Rappers Kid Cudi eingedrungen sein soll. Hier kommt die Zusammenfassung vom Diddy-Prozess, Tage 11-13. Laut Inoio sei er... Weiterlesen

Am Dienstag gegen 9 Uhr Ortszeit begann der elfte Verhandlungstag im Strafprozess gegen Sean „Diddy“ Combs. Gleich zu Beginn wurde LAPD-Beamter Chris Inoio in den Zeugenstand gerufen. Er schilderte den Einsatz am 22. Dezember 2011, als Diddy angeblich in das Haus des Rappers Kid Cudi eingedrungen sein soll. Hier kommt die Zusammenfassung vom Diddy-Prozess, Tage 11-13.
Laut Inoio sei er gegen 8 Uhr morgens wegen eines Einbruchs alarmiert worden. Gemeinsam mit Kollegen sei er mit Blaulicht zum Tatort gefahren. Ein schwarzes Auto habe sich vom Haus entfernt, das Kennzeichen war auf Bad Boy Records registriert. Zwar war die Haustür offen, doch Hinweise auf Einbruch oder Gewalt fand die Polizei zunächst nicht. Kid Cudi traf rund 20 Minuten später ein und erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruch.
Die Verteidigung stellte im Kreuzverhör klar: Es gab weder Berichte über Waffen noch Hinweise auf eine Entführung oder einen Diebstahl. Diese Aussagen schwächen die Anklage erheblich, da der Vorwurf des bewaffneten Kidnappings für den zentralen Anklagepunkt der Bandenkriminalität essenziell ist.
Diddy Prozess Tage 11 – 13: Brandermittlung und verschwundene Fingerabdrücke
Als nächstes wurde Brandermittler Lance Jimmy befragt. Er untersuchte Anfang Januar 2012 Kid Cudis ausgebrannten Wagen. Laut seiner Aussage war das Stoffverdeck des Fahrzeugs aufgeschlitzt worden. Eine mit Benzin gefüllte Bierflasche und ein Feuerzeug wurden als Brandursache identifiziert. Im Zuge der Ermittlungen sicherte man DNA-Spuren an Kid Cudis Haustür – eine männliche und eine weibliche. Diese wurden an das LAPD weitergeleitet. Doch wie Jimmy aussagte, wurden diese Beweise im August 2012 vom LAPD vernichtet.
Diddys Anwälte reagierten sofort mit Einspruch. Die Jury musste den Saal verlassen, während die Verteidigung argumentierte, dass die Erwähnung verschwundener Beweise den Eindruck erwecken könnte, Diddy habe deren Vernichtung veranlasst. Der Richter lehnte jedoch den Antrag auf Einstellung des Verfahrens ab, wies die Jury aber an, alle Hinweise auf die DNA-Spuren zu ignorieren.
Im Kreuzverhör wurde Jimmy gefragt, ob er versucht habe, Cassie oder Diddys damalige Assistentin Capricorn Clark zu kontaktieren, nachdem eine weibliche DNA-Spur gefunden worden war. Jimmy bestätigte dies, erklärte aber, dass keine Rückmeldung erfolgt sei. Auch der Fund eines Handschuhs im Auto wurde laut Jimmy nie offiziell gemeldet.
Dionte Nash belastet Diddy schwer
Ein weiterer wichtiger Zeuge war Dionte Nash, Stylist und enger Vertrauter von Cassie. Obwohl er zunächst nicht aussagen wollte, bestätigte er fast alle Vorwürfe, die Cassie gegen Diddy erhoben hatte. So berichtete er, Diddy habe ihr mehrfach gedroht und sogar intime Aufnahmen an ihre Eltern schicken wollen. Als Dionte eingriff, sei er von Diddy geohrfeigt worden – nicht nur einmal.
Trotz der schweren Vorwürfe sagte Dionte am Ende: „Ich hasse ihn nicht.“ Im Kreuzverhör bestätigte er, dass Diddy ihm seine Karriere ermöglichte und für Cassies Studio-Sessions aufkam. Auf die Frage, ob er sich im Namen Diddys an kriminellen Handlungen beteiligt habe, antwortete er zögernd: „Ähm, ja.“ Dabei ging es vor allem um gemeinsamen Drogenkonsum, nicht aber um aktive Verbrechen.
Weitere Zeugin spricht über Übergriffe
Am Donnerstag wurde die Befragung von Nash fortgesetzt. Er bestätigte, dass Cassie 2017 einen Fußballer datete und mit Michael B. Jordan verkuppelt worden sei. Nach einem Hinweis auf Kim Porter mahnte der Richter zur Eile und beendete das Kreuzverhör gegen 10:30 Uhr.
Im Anschluss sagte ein zweites mutmaßliches Opfer aus, genannt „Mia“. Sie arbeitete mehrere Jahre für Diddy und schilderte erschütternde Zustände: Sie durfte das Haus nicht ohne Erlaubnis verlassen, arbeitete oft rund um die Uhr und nahm Medikamente, um durchzuhalten.
Schon beim Bewerbungsgespräch soll Diddy ihr halbnackt die Tür geöffnet haben. Im weiteren Verlauf kam es laut Mia zu körperlichen Übergriffen – er habe sie in Pools geworfen, gegen Wände geschleudert und mit Gegenständen beworfen. Auch sie bestätigte die bereits bekannten Aussagen über die sogenannten „Freakoffs“, Drogenkonsum und psychischen Missbrauch.
Fazit: Belastungen und entlastende Details
Die Verhandlungstage 11 bis 13 zeigen ein vielschichtiges Bild. Während Zeugenaussagen Diddy massiv belasten, liefert die Polizei mit verschwundenen Beweisen und widersprüchlichen Ermittlungsergebnissen unerwartete Entlastungsmomente für die Verteidigung. Das Gericht steht vor der Herausforderung, zwischen glaubwürdigen Aussagen und ermittlungstaktischen Fehlern zu unterscheiden – ein Urteil scheint weiterhin weit entfernt.
Diddy-Prozess: Beweismittel verschwunden – Polizei unter Verdacht (Tage 11–13)
Vorher zum Prozess: Erste Zeugen packen aus, Tage 2-7, Tage 8-10
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[via Ben Bugatti]