ADC Award 2025: Das sind die Gewinner:innen!

In der 61. Ausgabe des ADC Wettbewerbs verliehen die Jurys rund 24 Prozent weniger Nägel als im Vorjahr. Zu den Gründen und wer die begehrten Auszeichnungen erhielt im Überblick.

May 24, 2025 - 12:30
 0
ADC Award 2025: Das sind die Gewinner:innen!

In der 61. Ausgabe des ADC Wettbewerbs verliehen die Jurys rund 24 Prozent weniger Nägel als im Vorjahr. Zu den Gründen und wer die begehrten Auszeichnungen erhielt im Überblick.

Die Agentur Serviceplan ist mit ihrer Arbeit für Penny eine der großen Gewinner:innen unter den diesjährigen Einreichungen. Insgesamt verliehen die 27 Jurys des Art Directors Club (ADC) im Rahmen der feierlichen Award Shows 5 Grands Prix, 47 mal Gold, 93 mal Silber, 222 mal Bronze und einen Sustainability Nagel. Das sind mit 362 Nägeln rund 24 Prozent weniger Nägel als im Vorjahr. Awardpausen seien zum einen ein großer Faktor, aber auch, dass die Jury diesmal besonders kritisch hingeschaut hätte, erklärte Burkhard Müller, Präsidiumssprecher des ADC. Klassische »Award-Cases«, die sich schnell als solche enttarnen, sollten nicht berücksichtigt werden. Stattdessen hätten vor allem Arbeiten gepunktet, die auf klassisches Handwerk setzen, sich vom allgegenwärtigen »KI-Look« abheben und für die Zukunft ihrer jeweiligen Kategorie stünden.

Im Talent Award wurden zwei Grand Prix und insgesamt 153 Nägel, davon 30 mal Gold, 43 mal Silber und 80 mal Bronze verliehen. Das sind wiederum rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. »In den letzten Jahren konnten wir hier bereits ein gutes Wachstum verzeichnen«, so Müller. »Aber dieses Jahr zeigt, dass wir junge Leute immer besser erreichen.«

ADC Award 2025: Diese Arbeiten gewinnen einen Grand Prix

Wir zeigen euch, welche fünf Arbeiten mit dem begehrten ADC Grand Prix ausgezeichnet wurden und geben euch einen Überblick über die Top-10-Gewinner:innen 2025.

Werbung: »Price Packs« von Serviceplan für Penny

So hatte PAGE über das Packaging von Serviceplan berichtet. Bild: Silvio Knezevic

Aus der Begründung der Jury heißt es: »Es gibt ein Vorurteil bei sehr vielen Kunden und zu vielen Agenturen: Entweder macht man Haltungs-Kommunikation oder harte Preis-Promotion-Verkäufe. Und nur ganz wenige, ganz gute wissen: Wenn ich eine Haltung habe, dann drückt sie sich in allem aus, was ich tue. Auch in der Preis-Promotion. Die Penny Price Packs sind ein Design-gewordenes Bekenntnis zum tiefen Preis, auf den sich die Kundschaft auch über einen längeren Zeitraum verlassen kann. Und sie beweisen, man kann zu unglaublich schönem, kraftvollem, die Grenzen der Kategorie sprengendem Design kommen. Und zu unfassbar eleganten – weil extrem reduzierten – Plakaten.«

Spatial Experience: »Am I – A Robotic Out-Of-Body Experience« von Elastique

»Es ist eine der relevantesten Fragen unsere Zeit: Welche Rolle spielen wir als Menschen in einer Welt voller Maschinen, Roboter und künstlicher Intelligenz? Die Installation »Am I« schafft eine beeindruckende Perspektivverschiebung und öffnet damit sowohl einen physischen wie auch philosophischen Raum, in dem das Verhältnis von Individuum und Maschine hinterfragt und erlebbar wird. […] Die präzise Synchronisierung der beiden Spezies, die Spiegelung ihrer Identität ist dabei keine Antwort. Stattdessen ist es die radikale Inszenierung, die ein hoch komplexes Spannungsfeld aufmacht.«, so die Grands-Prix-Jury.

Design: »FC Sans Pauli. Die erste Schrift mit Haltung« von Karl Anders

So hatte PAGE über die FC Sans Pauli berichtet.

»Schrift ist das grundlegende Interface jeder visuellen Kommunikation und damit Basis für die Vermittlung von Kultur — die Schriftfamilie FC Sans Pauli tut das auf eine spielerische Art, schafft mit ihrer technischen Raffinesse den Steilpass zur offenen und integrativen Fankultur des Vereins. Die gestalterische Bandbreite der FC Sans Pauli, die allen Fans von Fußball und Fonts frei zur Verfügung steht, wird die sympathische Kultur des FC Sankt Pauli barrierefrei, laut, verspielt und immer erkennbar weiterverbreiten. Von A bis Z herausragend“, befand die ADC Jury.

Editorial: »Solomiya Magazine – Solomiya No.3« von Kollektiv Scrollan

So hatte PAGE über das ukrainische Indie Mag berichtet.

Die ADC-Jury erklärt: »Den ADC Grand Prix verleihen wir einem Magazin aus dem Krieg. Es ist das Zeitdokument einer jungen Generation, die in einem Land aufwächst, in dem der Krieg seit mittlerweile drei Jahren den Alltag bestimmt. Auch die dritte Ausgabe spiegelt die Zeit des Erscheinens wider: Die Hoffnung ist der Erschöpfung gewichen. Was passiert, wenn die Ukraine verliert? Was ist, wenn ich meine komplette Jugend im Krieg verbringe? Könnte ich töten, um zu überleben? Wie wird man sich an mich erinnern? Die Jury ist zutiefst beeindruckt von dieser publizistischen Arbeit, die roh und eindrucksvoll eine Mischung aus Verzweiflung und Todes und Zeichen voller Liebe, Schönheit und Mut darstellt. Solomiya vibriert. Ist Kraft und Emotion pur und der Inbegriff, was Kommunikation und Editorial Design in der Lage ist zu leisten.«

Film & Sustainability-Nagel: »The First Speech« von Innocean für Reporter ohne Grenzen

So hatte PAGE über den eindringlichen Film berichtet.

Zur Begründung der Fachjury: »Eine Reihe von drei Filmen, die mit den originalen Worten der Antrittsreden ihrer politischen Führer Putin, Maduro und Erdogan arbeitet. Die Antrittsreden voller falscher Versprechen laufen über die Bilder einer hoffnungsvollen Bevölkerung, die aufmerksam zuhört. Wir können die Zuversicht in ihren Gesichtern fühlen. Die Relevanz dieser Arbeit zeigt sich in der Wiederholung der Geschichte. Wir sind in der Zukunft und wissen, wie es ausgeht. Umso ergreifender und beklemmender ist der Blick auf die Hoffnung der Menschen in den Filmen. Die Diskrepanz zwischen dem Gesagten und der Realität ist grausam leise und unaufgeregt inszeniert. Die Kameraarbeit holt uns rein, nah und beobachtend. Die Inszenierung respektiert die Echtheit des Geschehens mit hervorragend recherchiertem Production Design. Der gesprochene O-Ton wird von dem Text am Ende und der Wirklichkeit entlarvt als Lüge. Es bringt die Notwendigkeit freier Presse auf den Punkt. Eine brillante, herausragende und ergreifende Arbeit, die in unserer Zeit nicht relevanter sein könnte.“, sagte die ADC Jury.

»Diese Arbeit zeichnet ein starkes Konzept und handwerkliche Exzellenz aus.«, ergänzt die Sustainability Jury. »Was die Arbeit aus allen Goldgewinnern herausragen lässt, ist ihr perfektes Timing und die immense Relevanz dieser Kampagne. In einer Zeit, in der die Wahrheit oft das Gegenteil von dem ist, was uns Regierungen weismachen wollen, ist die Rolle der freien Presse von unschätzbarem Wert. Diese Arbeit hat sich gegenüber den anderen Goldgewinnern durchgesetzt, nicht etwa, weil sie mehrere SDGs zugleich verfolgt. Sie zeigt vielmehr, wie wichtig und notwendig eine freie Presse für eine funktionierende Demokratie ist, ohne die wiederum alle anderen Ziele unerreichbar sind. Gerade jetzt ist eine solche Arbeit von größter Bedeutung, um den Fokus auf die freie Presse zu lenken und uns alle daran zu erinnern, wie wichtig sie für unsere Zukunft ist.«

ADC-Wettbewerb: Das sind die Top-10-Arbeiten

Unter den zehn meistausgezeichneten Arbeiten des diesjährigen ADC sieht das Feld schon etwas ausgewogener aus; immerhin finden sich darunter sechs Marken; alles andere sind NGOs oder öffentliche Auftraggeber. 

  1. Reporter ohne Grenzen, »The First Speech« von Innocean mit 2x Bronze, 3x Silber, 10x Gold, 1x Grand Prix (84 Punkte) + Sustainability-Nagel
  2. Montblanc Meisterstück, »100 Jahre Meisterstück Kampagne« von Montblanc mit 1x Bronze, 4x Silber, 6x Gold (54 Punkte)
  3. Penny, »Price Packs« von Serviceplan mit 3x Bronze, 2x Silber, 4x Gold, 1 Grand Prix (46 Punkte)
  4. Hornbach, »Hör auf Deine Hände« von HeimatTBWA mit 4x Bronze, 6x Silber, 2x Gold (44 Punkte)
  5. Lufthansa, »All it takes is a Yes« von Serviceplan mit 6x Bronze, 2x Silber (20 Punkte)
  6. Oreo mit »Supermarcade« von Saatchi & Saatchi mit 2x Bronze, 3x Silber (16 Punkte)
  7. Terre des Femmes, »Unsilence the Violence« von Scholz & Friends mit 4x Bronze, 1 Silber (12 Punkte)
  8. WWF Deutschland, »GhostNetZero« von Accenture Song mit 5x Bronze (10 Punkte)
  9. The Länd, »Mission Länd Here« von Thjnk mit 4x Bronze (8 Punkte)
  10. Aldi Süd, »Diet of Love« von Antoni mit 1x Bronze, 1x Silber (6 Punkte)
Montblanc Meisterstück, »100 Jahre Meisterstück Kampagne«
Montblanc Meisterstück, »100 Jahre Meisterstück Kampagne«

Grand Prix ADC Talent Award

Semesterarbeit: »Rabbit Hole«

Lars Blumenthal, Kevin Horst, Tom Zinßer + DHBW Ravensburg

»Rabbit Hole« ist mehr als eine Semesterarbeit. Es ist ein Frühwarnsystem – als Spiel getarnt. Ein Projekt, das die Dynamik von Verschwörungstheorien offenlegt – und Menschen stärkt, sich dagegen zu wehren.«, sagt die ADC Jury und zeigte sich beeindruckt von der Haltung und handwerklichen Exzellenz: Grafikdesign, Typografie, Storytelling, Motion – seien komplex gedacht, präzise umgesetzt. »Diese Arbeit belehrt nicht – sie befähigt. Sie macht sichtbar, was andere übersehen. Sie spielt, um Manipulation zu entwaffnen.« Für diese Verbindung aus gesellschaftlicher Relevanz, gestalterischer Brillanz und kreativer Vision. Und für eine Idee, die dem Motto dieses Awards auf ganzer Linie gerecht wird – Change the world with creativity – verleiht die Jury des ADC Talent Awards 2025.«

Abschlussarbeit: »Rise Age«

Tatjana Theuer, Philipp Lust, Vanessa Schneider, Wolfgang Purkhauser, Jan Eisenbach, Leon Monschauer, Victor Heckle, Can Erduman, Timo Kleinemeier, Tanja Nuijten + Filmakademie Baden-Württemberg

Die ADC Jury zeigt sich begeistert: »RISE AGE ist kein Film, den man einfach nur sieht – man taucht in ihn ein. In einer Welt, in der Wasser nie gezeigt, aber in jedem Detail spürbar ist, zieht uns RISE AGE in einen Strom aus Farbe, Klang und Emotion. Das Charakterdesign? Berührend. Die Animation? Rhythmisch präzise. Und der Soundtrack? Ein Chor als sichtbarer Dirigent der kleinen versteckten, konzeptionellen Details, der das Drama repetierend anschwillen lässt – bis zur finalen Flut. Diese Arbeit spricht nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit dem Sog von Humor und visueller Exzellenz. Sie mahnt nicht – sie animiert zum Dranbleiben. Und gerade deshalb ist RISE AGE mehr als ein Kurzfilm. Es ist unser Grand Prix im Bereich Talent Abschlussarbeiten.«