Config in London: Spannende neue Figma-Tools samt Konferenz
Letzte Woche kam das Figma-Team aus San Francisco nach London, um auf der Config gleich fünf neue und verblüffende Tools vorzustellen – höchstpersönlich und mit Gästen wie Stine Baur Dahlberg von Polaroid und Filmemacher Gary Hustwit (»Helvetica«).

Letzte Woche kam das Figma-Team aus San Francisco nach London, um auf der Config gleich fünf neue und verblüffende Tools vorzustellen – höchstpersönlich und mit Gästen wie Stine Baur Dahlberg von Polaroid und Filmemacher Gary Hustwit (»Helvetica«).
Letzte Woche kam Figma nach London. Das erste Mal mit einer eintägigen Konferenz (14.5.), einem Ableger der Config San Francisco, die ein paar Tage zuvor stattgefunden hatte.
Ausverkauft war das Event mit über 2.000 Tickets schnell und die Stimmung euphorisch als Dylan Field, CEO und Mitgründer von Figma morgens die Bühne betrat.
40 Prozent der aktiven Figma-User:innen sind in Europa zu Hause und schnell machte er klar, was sie sonst noch verbindet: Das erste Office den Figma 2020 in Europa eröffnet hatte, ist in London – und dann ist da noch Liebe zum Design und dessen Geschichte.
Zurück in die Zukunft
Dylan Field fing bei Gutenberg an, bei den Errungenschaften des Bauhauses, bei Josef Müller-Brockmann, der Entwicklung des Grid, ging über zu Penguin Books und Punk, Peter Saville und Factor Records, von denen er ein großer Fan sei.
Dass die Rolle der Designenden immer mehr expandiere, das Handwerk, die eigene Sichtweise und der persönliche Touch immer wichtiger würden.
Das hätten die Teams bei Figma alle im Hinterkopf gehabt, als sie die neuen Tools entwickelten.
Neue, gefeierte Tools
Vorgestellt wurden diese von Yukiko Yamashita, Chief Product Officer bei Figma – und von den jeweiligen Entwickler:innen und in mitreißenden, kurzweiligen und durchaus ausgelassenen Tutorials.
Allen voran steht Figma Make. Das macht die vielen Ideen von Designer:innen sichtbar, die sonst nie das Licht erblicken, da es zu aufwendig ist, sie zu visualisieren.
Dabei fließt auch KI in den Workflow mit hinein, in dem Ideen nahtlos in dynamische Prototypen verwandelt werden.
Gab es noch im letzten Jahr in San Francisco immer wieder betretenes Schweigen, wenn es um KI ging, scheint der Umgang damit jetzt entspannter.
Die Gestaltenden behalten die Kontrolle über das Design. Sie können prompten, aber auch einzeln grafische Elemente verändern und die einzelnen Varianten lassen sich sehr schnell testen.
Es ginge darum, mehr Ideen auszuprobieren und das darüber hinaus wesentlich detailreicher.
Figma Grid hingegen wurde neu zu Figma Auto Layout zugefügt, um ein wesentlich dynamischeres, flexibleres Grid zur Verfügung zu haben bei der Gestaltung – und ganz unkompliziert einzelne Elemente hinzufügen, neu anordnen und Bilder collagieren.
»Wir sehen Design nicht mehr als statisch«
Figma Sites wiederum ermöglicht Websites über alle Endgeräte hinweg – vom Laptop über das Tablet zum Smartphone – mit einem Klick anzupassen.
Anhand der Website für eine Galerie-Ausstellung, zeigten die Entwickler, wie unterschiedlich man die einzelnen Kunstwerke präsentieren kann: sie mit einem Lightbox-Effekt versehen, beim Scrollen hervorzuheben, Schrift tanzen oder langsam ausblenden lassen, einen Stadtplan und Standort hinzufügen und alles andere, was man benötigt.
»Wir sehen Design nicht mehr als statisch« hieß es an dieser Stelle – und dann gab es noch mal besonders begeisterten Applaus als Figma Draw vorgestellt wurde.
Das neue Tool ermöglicht schnell und unkompliziert einzelne Flächen zu bearbeiten und dabei zum Beispiel mit Farbverläufen und mit verschiedenen Arten von »noise« zu versehen, zu vervielfältigen, verschiedene Pinselstriche zu verwenden oder eigene Pinsel zu kreieren. Alles kann einzeln bewegt werden und man kann zudem Textelemente zum Rotieren bringen.
»Wir möchten, dass ihr spielt, dass ihr alles erkundet und so chaotisch seid, wie ihr es braucht«, sagte Nikolas Klein von Figma während der Produktvorstellungen.
Zu sehen war an den neuen Tools, wie prompten und grafisches gestalten jetzt kombiniert oder ineinander verwoben ist.
Kreatives Marketing
Figma Buzz schließlich »bringt neue Designs zu neuen Zielgruppen«. Es dient dem Marketing und kann ein Design auf die verschiedenen Anwendungen übertragen. Teams wird Marketing dadurch leicht gemacht.
Gleichzeitig schützt es die Gestaltung der Designer, indem diese ihre kreative Hoheit behalten und festlegen können, dass Vorlagen nicht verändert werden können. In Gänze oder Teile von ihnen.
Zudem stehen mehr als 500 Templates zur eigenen Gestaltung bereit, oder, wenn man diese nicht nutzen möchte, kann man eigene Muster, Texturen oder auch Illustrationen anfertigen.
Schönheit der Kreativität
Wie immer aber schaute die Config über den eigenen Tellerrand hinaus. Es gab Talks von Google, von der The Browser Company oder dem Economist, der über die Transformation von Print zu digital sprach. Und besonders interessant waren auch die Gespräche mit Stine Bauer Dahlberg von Polaroid oder, als Abschluss-Talk, mit Filmemacher Gary Hustwit.
Dahlberg erzählte, wie sie das analoge Produkt Polaroid in die digitale Welt bringen, Vergangenheit in die Zukunft sozusagen — und dass das verbindende Element immer Erinnerungen seien, die für einen eine Bedeutung haben und festgehalten werden.
Dass sie mit kreativen Einschränkungen spielen, mit den gerade mal acht Bilder, den ein Polaroid-Film bereithält und gleichzeitig ihr Produkt in das digitale Zeitalter überführen. Mit Fred, dem KI-Kundenservice zum Beispiel, der die Polaroids der Kund:innen analysiert und Tipps gib, wie sie bessere Ergebnisse erzielen.
Sie experimentieren, wie man neue Technologien nutzen kann, um emotionale Erfahrungen zu kreieren, sich miteinander als Community zu verbinden und die Kreativität eines jeden, der eine Polaroid-Kamera benutzt, zu fördern.
Film als Kunst
Regisseur Gary Hustwit hingegen führte durch sein dokumentarisches Werk, das von Filmen wie dem legendären »Helvetica« oder »Rams«, bin hin zu »Eno« führt.
Er habe angefangen Filme über Design zu drehen, weil es keine gab, die er selbst gerne schauen wollte. Weil er von Kreativität erzählen möchte und von so aufregenden Menschen wie Dieter Rams, Massimo Vignelli – oder zuletzt Brian Eno begegnen.
Bei »Eno« aber, der im letzten Jahr erschien, ist er längst über das reguläre Filmemachen hinausgegangen. Er hat einen Film gemacht, der sich bei jedem Anschauen neu formiert – und anders ist. Es gibt Millionen Versionen, durch jahrelanges Coding und durch KI ermöglicht.
Während Anfangs- und Schlussszene gleich bleiben, sind 70 Prozent des Films jedes Mal anders und spiegeln so gleichzeitig das sich unablässig verändernde Werk von Brian Eno wider.
Es sei wie eine Band auf Tour, die in jeder Stadt dieselben Stücke, aber ein anderes Konzert spiele, sagte Hustwit – und setzte den perfekten Schlussakkord für diesen Konferenztag.
Am Ende dann posierten schnell noch alle vor den aufblasbaren Glyphs der Figma-Designer Damien Corell und Chelsea White, die riesengroß unter der Decke des Kongresszentrums hingen. Doch von deren Design berichten wir dann in wenigen Tagen.