Sexualisierte Gewalt : Männerfreie Zonen im Nahverkehr sollen Frauen vor Gewalt schützen

Viele Frauen meiden Bus und Bahn im Dunkeln, weil sie sich dort nicht sicher fühlen. Die Berliner Grünen fordern jetzt U-Bahn-Abteile, in denen Männern kein Zutritt gewährt wird. 

May 21, 2025 - 14:05
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Sexualisierte Gewalt : Männerfreie Zonen im Nahverkehr sollen Frauen vor Gewalt schützen

Viele Frauen meiden Bus und Bahn im Dunkeln, weil sie sich dort nicht sicher fühlen. Die Berliner Grünen fordern jetzt U-Bahn-Abteile, in denen Männern kein Zutritt gewährt wird. 

Gerade im Dunkeln fühlen sich die meisten Frauen in Bus und Bahn nicht sicher. Viele von ihnen – insbesondere in den Großstädten – sind jedoch auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, um von A nach B zu kommen, und möchten diese auch gern nutzen. Wenn da nicht die ständige Angst vor übergriffigem Verhalten und Pöbeleien wäre ... 

Sind männerfreie Zonen in der Bahn die Lösung?

Mitte April 2025 wurde eine Petition für die Einführung von FLINTA-Abteilen (für Frauen, Lesben, Inter, Nonbinär, Trans und Agender) gestartet, die binnen weniger Tage von mehr als 16.000 Unterstützer:innen unterschrieben wurde. Die Abteile könnten in den hinteren Bereichen der Fahrzeuge eingerichtet werden und mit lila farbigen Sitzen gekennzeichnet werden, lautet der Vorschlag. 

Bereits im November 2024 kamen die Berliner Grünen mit einer ähnlichen Forderung daher: In U-Bahn-Abteilen sollen männerfreie Zonen eingerichtet werden. Denn: Gewalt, der Frauen im öffentlichen Raum ausgesetzt sind, geht eben in den meisten Fällen von Männern aus. Die Grünen-Sprecherin für Verkehrspolitik Antje Kapek bestätigt das gegenüber "Stern": "In den vergangenen Monaten gab es sehr schreckliche Übergriffe auf Frauen, bis hin zu einer Vergewaltigung in der U-Bahn-Linie 3." Es brauche mehr Schutz von Frauen, damit sich alle sicher im Nahverkehr fühlen. Insbesondere in den Abendstunden sei es für Frauen oft unangenehm. Auch zu Nachtzeiten nehme die Zahl der Übergriffe zu, so Kapek.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bringen den Vorschlägen leider bisweilen noch Skepsis entgegen. Es bestehe keine Notwendigkeit, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen. "Wer sich unwohl fühlt oder Hilfe benötigt, hat auf jedem Bahnhof zu jeder Tages- und Nachtzeit die Möglichkeit, über die Notruf- und Informationssäulen direkten Kontakt zu unseren Mitarbeitenden und der Sicherheitsleitstelle aufzunehmen", erklärt ein Sprecher der BVG gegenüber "Stern". Zudem seien 250 Sicherheitsbeauftragte rund um die Uhr beschäftigt, um sich zu kümmern, falls etwas passiert.

Andere Städte sind Vorbilder

Andere Städte haben bereits männerfreie Zonen eingeführt. In der japanischen Hauptstadt Tokio ist ein solches Modell beispielsweise etabliert. Dort gibt es Abteile, die zumindest zu bestimmten Zeiten für Frauen, Kinder oder Menschen mit Behinderung reserviert sind. In Rio de Janeiro gilt eine ähnliche Regelung an Werktagen. Zur Rushhour gibt es gekennzeichnete Waggons, die Frauen vorbehalten sind. In jedem Abteil fährt zusätzlich eine Person mit, die aufpasst. Videoüberwachung könnte laut Kapek auch eine Möglichkeit sein, das Sicherheitsgefühl der Passagierinnen zu verbessern. Denn derweil sind nur etwas mehr als die Hälfte aller Züge des Nahverkehrs mit Kameras ausgestattet. Ob und in welcher Form die Forderungen umgesetzt werden können, ist noch unklar.