Magazintitel: Bitte mehr Wertschätzung und weibliche Gestaltung

Fotografinnen und Illustratorinnen sind in der Titelgestaltung von Magazinen immer noch deutlich unterrepräsentiert. Und unbekannte Credits steigen, zeigt eine Auswertung. Redaktionen und Agenturen müssen mehr Verantwortung übernehmen. Dass es ...

May 27, 2025 - 10:30
 0
Magazintitel: Bitte mehr Wertschätzung und weibliche Gestaltung

Fotografinnen und Illustratorinnen sind in der Titelgestaltung von Magazinen immer noch deutlich unterrepräsentiert. Und unbekannte Credits steigen, zeigt eine Auswertung. Redaktionen und Agenturen müssen mehr Verantwortung übernehmen.

Zeitungen in einem Zeitungskiosk
Zeitungsverkauf in Hamburg, 12. Mai 2025

Dass es für freie Fotograf:innen und Illustrator:innen zwecks ihrer Honorare und Arbeitsbedingungen oft nicht einfach ist, ist leider nichts Neues. Jetzt zeigt eine Erhebung zu Urheber:innen-Nennungen von Fotografinnen und Illustratorinnen auf Magazintiteln noch eine andere Problematik auf. Es gibt offenbar immer noch strukturelle Benachteiligungen in der Medien- und Kreativbranche.

Untersucht wurden Magazintitel der verschiedensten Fachrichtungen: von Gesundheit, Kunst, Kultur, Design und Lifestyle sowie Fashion oder Travel über Unterhaltung bis hin zu Sport, Wirtschaft und Corporate.

Der Female Photoclub, FREELENS und DJV Nord haben eine Auswertung (keine wissenschaftliche Studie) dieser Titel 2024 veröffentlicht. Und die sind leider hinsichtlich der Unterrepräsentation von Frauen ernüchternd.

Nur 22 % Frauen gestalteten Cover, viele unbekannte Credits

Insgesamt 77 Magazine (1.065 Titelausgaben) wurden unter die Lupe genommen. Dabei kam raus, dass nur 22 % Fotografinnen und Illustratorinnen – inklusive Flinta-Personen – Cover gestaltet haben, der männliche Anteil war 43 %.

Fehlen noch 36 %, die sich in gemischte Teams mit 2 %  und unbekannte Creditangaben aufteilen. Damit ist der unbekannte Teil mit 34 % stark angestiegen. Dazu zählen Credits von Agenturen, des Magazins selber oder nicht nachvollziehbare Credits sowie gar keine Angaben. Und das, obwohl Urheberschaft ja rechtlich verpflichtend ist.

Um den Schwankungen in der Printwelt – also durch Magazin-Einstellungen oder neue Magazine – gerecht zu werden, wurden 18 Magazine genauer angeschaut. Hier gab es zumindest eine gute Nachricht: Diese Referenzmagazine zeigten deutlicher, dass eine Tendenz nach oben zu sehen ist. Der Frauenanteil war in 2024 immerhin 34 %, Vergleich 2019: 20 %.

Magazin-Auswertung 2024 grafische Darstellung
Infografik: Tina Strube

 

Was ist los mit den unbekannten Credits?

Agenturen werden genannt, aber nicht die einzelnen Personen, die Cover gestaltet haben. Das ist nicht nur aufgrund ihrer Urheberrechte ein Negativtrend, sondern auch, weil es hier an Wertschätzung von gestalterischen Arbeiten zu fehlen scheint.

»Wenn über ein Drittel der Credits keine klare Zuordnung ermöglichen, erschwert das die Sichtbarkeit und Anerkennung kreativer Arbeit – es verhindert auch, dass strukturelle Ungleichheiten benannt und ausgeglichen werden können.« Das kommentiert der Verband des Female Photoclub.

Die Problematik dürfte sich in Zeiten von Bildgestaltung mit Künstlicher Intelligenz noch mehr verstärken, wenn es um Urheberrechte geht. Zu hoffen ist, dass es nicht in die Richtung geht: Wenn man nicht genau weiß, welche Angaben zu machen sind, lässt man sie einfach weg. Das wäre definitiv der falsche Weg.

Marialuisa Plassmann, Leiterin KNA-Bild und Mitglied im BVPA-Vorstand, appelliert:

»Kreative prägen mit Fotografie und Illustration den ersten Eindruck eines Magazins. Sie verdienen eine sichtbare Anerkennung. Die vollständige Nennung, inklusive Name und Agentur, ist eine Frage des Respekts – nicht des verfügbaren Platzes.«

Ausreden gibt es keine: Auch nicht, wenn es manchmal schwierig erscheint, richtige Credits zu benutzen, wenn die Bildlieferanten unvollständige Daten anliefern würden. Denn einige scheinen es ja auch richtig hinzubekommen, kommentiert sie. Aus Angst vor Konflikten mit Auftraggebern würden sowohl Kreative als auch Agenturen manchmal ihre Rechte nicht einfordern. Redaktionen und Agenturen stünden hier in der Verantwortung, es richtig zu machen.

Da sollte sich wirklich noch einiges verbessern.

Die Aufschlüsselung der Magazine im Überblick:

Magazin-Auswertung 2024 grafische Darstellung

Magazin-Auswertung 2024 grafische Darstellung

Credits:
Fotos: © Lucja Romanowska

Datenerhebungs-Team:
Female Photoclub, FREELENS und DJV Nord

Infografik:
Tina Strube
www.tinastrube.com