Bye-bye, toxische Selbstoptimierung: Wie die "Slow Bloom"-Methode uns gesund wachsen lässt

TikTok, Instagram und Co. sind voller Fitness-Hacks, 5-Uhr-Morgenroutinen und weiteren vermeintlichen Abkürzungen auf dem Weg zum perfekten Ich. Die "Slow Bloom"-Methode möchte diesen "Quick Fixes" ein Ende bereiten – denn Veränderungen brauchen Zeit.

Jun 10, 2025 - 06:30
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Bye-bye, toxische Selbstoptimierung: Wie die "Slow Bloom"-Methode uns gesund wachsen lässt

TikTok, Instagram und Co. sind voller Fitness-Hacks, 5-Uhr-Morgenroutinen und weiteren vermeintlichen Abkürzungen auf dem Weg zum perfekten Ich. Die "Slow Bloom"-Methode möchte diesen "Quick Fixes" ein Ende bereiten – denn Veränderungen brauchen Zeit.

"Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht". In dieser Binsenweisheit steckt eine Wahrheit, der sich die sogenannte "Slow Bloom"-Bewegung verschrieben habt. Denn was auf die Welt der Pflanzen zutrifft, lässt sich, zumindest teilweise, auch auf die menschliche Entwicklung übertragen: Wir können Samen säen, die Pflanzen ausreichend gießen und mit ihnen sprechen. Aber letztlich können wir sie nicht schneller wachsen lassen als von der Natur vorgesehen.

Alles muss immer schneller gehen – wirklich?

In unserer kapitalistischen Welt, die Produktivität und Leistung über alles stellt, stößt dieses Naturgesetz allerdings auf Widerstand. Das muss doch schließlich alles auch effizienter gehen! Mit Selbstoptimierungstrends wie exakt durchgetakteten Morgenroutinen wollen wir dafür sorgen, dass wir noch mehr leisten können. Wir hacken unsere Ernährung, unsere Workouts und wollen damit unser Leben verlängern und dafür sorgen, dass wir, genau: noch mehr leisten können.

Wir setzen uns so stark unter Druck, dass es uns damit nicht nur nicht gut geht (hallo Burnout) – gleichzeitig erreichen wir so wahrscheinlich auch unser Ziel noch nicht einmal schneller. Denn wenn wir ständig versuchen, mit immer mehr Hacks noch mehr aus uns herauszuholen, überspringen wir dabei letztlich relevante Schritte in unserer Entwicklung.

Die "Slow Bloom"-Methode: Alles verläuft in Phasen

Genau hier kommt die "Slow Bloom"-Methode ins Spiel. Der TikTok-Trend setzt auf nachhaltige Veränderungen und einen vielleicht etwas längeren Weg, der uns aber sicherer und entspannter ans Ziel bringt – als Gegenentwurf zur allgegenwärtigen Hustle Culture. Dabei orientiert sich die Methode an den Zyklen der Natur, in der alles seine Zeit hat.

Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass das Leben in Phasen verläuft – und dass wir uns nur selbst im Weg stehen, wenn wir versuchen, diese zu ignorieren. Denn so sehr wir es auch wollen: Keine Pflanze wird im tiefsten Winter wachsen und blühen. Das heißt aber nicht, dass der Winter im Lebenszyklus der Pflanze keine Daseinsberechtigung hat. Er ist vielmehr eine Ruhephase, während der sie sich auf ihr Aufblühen im Frühjahr vorbereitet.

So kannst du die Methode anwenden

Und dieses Prinzip lässt sich – zumindest grob – auch auf uns Menschen übertragen, sei es im Rahmen von persönlicher Weiterentwicklung oder einer beruflichen neuen Chance. Wenn wir allen Phasen in unserem Entwicklungszyklus genug Zeit und Raum geben, haben wir die besten Chancen auf Erfolg und ein zufriedenes Leben.

  • Samen: Das Ganze beginnt mit einem Samen, das könnte eine Idee sein, ein Ziel, das wir zum ersten Mal laut aussprechen. Diese Phase ist wichtig, damit wir auf einem festen Fundament stehen.
  • Sprießen: So langsam zeigen sich die ersten Wachstumszeichen. Vielleicht machen wir erste, zaghafte Schritte, um unseren Wunsch zu verwirklichen. Wichtig: Hier dürfen wir auch Fehler machen und uns in Ruhe ausprobieren.
  • Knospe: Das Bild wird klarer – vielleicht arbeiten wir unseren Fähigkeiten, vielleicht lernen wir wichtige Dinge über uns selbst. In dieser Phase brauchen wir Geduld, denn noch sind wir nicht in der Blütephase.
  • Blüte: Die Blüte kommt als letzter Schritt dieses Zyklus. Hier kommt alles zusammen, wir werden selbstbewusster und selbstsicherer und fühlen uns, zumindest ein Stück weit, angekommen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht mehr weiter lernen und wachsen – denn das tun wir ein Leben lang.

Wenn wir also das nächste Mal ungeduldig mit uns selbst sind, kann es vielleicht helfen, uns daran zu erinnern, dass alles im Leben seine Zeit hat. In manchen Phasen passiert Wachstum schneller, in anderen langsamer. Manchmal müssen wir zuerst ein paar Schritte zurück gehen, um danach wieder mit mehr Power an unseren Zielen arbeiten zu können.

Noch ein neuer Hack in unserer Selbstoptimierungsroutine und mehr Härte werden uns vermutlich nicht näher zu unserer Wunschvorstellung bringen – etwas mehr Geduld und ein liebevoller Umgang mit uns selbst dagegen schon. Vielleicht kann die "Slow Bloom"-Methode uns in dieser schnelllebigen Zeit eine Erinnerung sein, dass wir manchmal langsam und stetig besser ans Ziel kommen.