Plattenkritik: Stereolab – Instant Holograms On Metal Film (Duophonic) - Sepiasounds

Fünfzehn Jahre gab es wenig Neues von Stereolab. Das ist jetzt vorbei und das ist gut, sehr gut. Welche Farben lassen sich welchen Tönen zurordnen? Wie sehen Farb-Töne dann aus, bwz. Ton-Farben? Welchen Look hat Klang, welche Muster, welches Colourblocking? Immer wenn ich Stereolab höre, entsteht vor meinem geistigen Auge eine ganz bestimmte Farbpalette: Ocker, Sepia, Weinrot, was Graugrünliches – gedeckte, aber in dieser Gedecktheit doch kontrastreiche Farben, mit einer ordentlichen Retroprise. Kurz: Die Musik sieht für mich so aus wie das Cover des neuen Stereolab-Albums, das quasi das erste seit langen fünfzehn Jahren ist, dazwischen erschienen „nur“ alte Songs im Rahmen ihrer Serie „Switched On“. Nicht mal den Tag „Stereolab“ gab es bisher auf dieser Webseite, c'est vachement incroyable. Allen unter euch, die Stereolab kennen, mache ich es kurz: Die sind immer noch genauso toll wie in den guten alten Zeiten. Allen unter euch, die Stereolab noch nicht kennen, rate ich: Einmal bitte alles durchhören, Reihenfolge egal. Das eine (für mich jedenfalls) Einzigartige ist die Kontinuität, die Selbstähnlichkeit im besten Sinne, die das Projekt, bei allen Wechseln in der Formation, immer behalten hat. Was sicher den beiden Protagonist:innen Tim Gane und Lætitia Sadier zuzurechnen ist, die von Anfang an dabei sind. Das andere Einzigartige liegt in Stereolabs unverwechselbarer, ja, Klangfarbe, mit erweiterten und verminderten Akkorden, modaler Harmonik, jazziger Repetition, der Abwesenheit erwartbarer Kadenzschemata. So warm, so schwebend, so subtil zwischen Electronica und Kraut- und Postrock, zwischen Ambient und, Vorsicht, Easy Listening, dazu englisch-französisches Gesäusel, so bewegt sich heuer kaum noch jemand. Und die Combo kann doch, mit einem Stück wie „Electrified Teenybop“, welch passender Titel, mühelos den Beweis antreten: Wir können auch ganz anders, hittiger, wenn wir es nur wollen. Ich bin gerade ein bisschen wehmütig, das Berliner Konzert und somit auch diesen Track live auf der Bühne verpasst zu haben. Aber es gibt jetzt ja dieses Album, „Instant Holograms On Metal Film“, wie schön, dass Stereolab zurück sind. Hoffentlich for good.

Jun 9, 2025 - 13:15
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Plattenkritik: Stereolab – Instant Holograms On Metal Film (Duophonic) - Sepiasounds
stereolab

Fünfzehn Jahre gab es wenig Neues von Stereolab. Das ist jetzt vorbei und das ist gut, sehr gut.

Welche Farben lassen sich welchen Tönen zurordnen? Wie sehen Farb-Töne dann aus, bwz. Ton-Farben? Welchen Look hat Klang, welche Muster, welches Colourblocking? Immer wenn ich Stereolab höre, entsteht vor meinem geistigen Auge eine ganz bestimmte Farbpalette: Ocker, Sepia, Weinrot, was Graugrünliches – gedeckte, aber in dieser Gedecktheit doch kontrastreiche Farben, mit einer ordentlichen Retroprise. Kurz: Die Musik sieht für mich so aus wie das Cover des neuen Stereolab-Albums, das quasi das erste seit langen fünfzehn Jahren ist, dazwischen erschienen „nur“ alte Songs im Rahmen ihrer Serie „Switched On“. Nicht mal den Tag „Stereolab“ gab es bisher auf dieser Webseite, c'est vachement incroyable.

Allen unter euch, die Stereolab kennen, mache ich es kurz: Die sind immer noch genauso toll wie in den guten alten Zeiten. Allen unter euch, die Stereolab noch nicht kennen, rate ich: Einmal bitte alles durchhören, Reihenfolge egal. Das eine (für mich jedenfalls) Einzigartige ist die Kontinuität, die Selbstähnlichkeit im besten Sinne, die das Projekt, bei allen Wechseln in der Formation, immer behalten hat. Was sicher den beiden Protagonist:innen Tim Gane und Lætitia Sadier zuzurechnen ist, die von Anfang an dabei sind. Das andere Einzigartige liegt in Stereolabs unverwechselbarer, ja, Klangfarbe, mit erweiterten und verminderten Akkorden, modaler Harmonik, jazziger Repetition, der Abwesenheit erwartbarer Kadenzschemata. So warm, so schwebend, so subtil zwischen Electronica und Kraut- und Postrock, zwischen Ambient und, Vorsicht, Easy Listening, dazu englisch-französisches Gesäusel, so bewegt sich heuer kaum noch jemand. Und die Combo kann doch, mit einem Stück wie „Electrified Teenybop“, welch passender Titel, mühelos den Beweis antreten: Wir können auch ganz anders, hittiger, wenn wir es nur wollen. Ich bin gerade ein bisschen wehmütig, das Berliner Konzert und somit auch diesen Track live auf der Bühne verpasst zu haben. Aber es gibt jetzt ja dieses Album, „Instant Holograms On Metal Film“, wie schön, dass Stereolab zurück sind. Hoffentlich for good.