Journal Freitag, 6. Juni 2025 – Arbeit, Besorgungen, gutes Essen

Kurz vor Weckerklingeln aufgewacht mit dem Gefühl, genug Schlaf bekommen zu haben. Am fünften Tag in Folge keine Süddeutsche im Briefkasten; die ersten vier hatte ich bereits reklamiert, ungefähr bei dieser Grenze kam bislang ein Anruf mit Bitte um Entschuldigung. An Arbeitstagen kann ich mir ja mit dem Büro-Examplar behelfen, wenn ich schnell genug bin. […]

Jun 7, 2025 - 08:20
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Journal Freitag, 6. Juni 2025 – Arbeit, Besorgungen, gutes Essen

Kurz vor Weckerklingeln aufgewacht mit dem Gefühl, genug Schlaf bekommen zu haben.

Am fünften Tag in Folge keine Süddeutsche im Briefkasten; die ersten vier hatte ich bereits reklamiert, ungefähr bei dieser Grenze kam bislang ein Anruf mit Bitte um Entschuldigung. An Arbeitstagen kann ich mir ja mit dem Büro-Examplar behelfen, wenn ich schnell genug bin. Jetzt hoffe ich, dass wenigstens die Wochenend-Ausgabe eintrifft.

Keine Jacke für den Arbeitsweg, das langärmlige Baumwollkleid hielt warm genug. Nach nur Ahnungen in den Vortagen jetzt ganz deutlich: Die Linden blühen duftend. Weitere Natur: Zwei orange Eichhörnchen, die einander jagten, am Himmel viele Mauersegler, auf einem Bauzaun ein junger Rotschwanz. Und auf dem Platz vor dem Verkehrsmuseum zwei Frauen beim Yoga, ich passierte sie im forward fold.

Ich begegnete vielen aufgebrezelte Hijabis in prächtigem Glitzer (ihre männlichen Begleitungen ebenfalls festlich gekleidet), da fiel mir ein: Gestern war Opferfest.

Der Arbeitsrechner verschluckte sich seit 24 Stunden an erforderlichen Updates, erzwang dabei immer wieder Neustarts. Das ist immer eine ärgerliche Arbeitsunterbrechung, gestern ärgerte ich mich zusätzlich, weil ich gerade die Programme, die ich ständig brauche, zur jetzt so viel besseren Übersicht auf meine drei Bildschirm (MS Teams auf Laptop) verteilt hatte. Bisher bedeutete ein Neustart vor allem Ärger, weil ich mich in den meisten Programmen anmelden muss – und nach Neustart nochmal. (Hat da jemand „single sign on“ erwähnt? Wird in meinem Berufsleben seit mindestens 20 Jahren behauptet, ordne ich mittlerweile als Schlangenöl ein.) Die Arbeit mit mehreren Bildschirmen gefällt weiterhin sehr gut und hat eine angenehme Cockpit-Note.

Im Vordergrund ein Café-Tischchen aus Holz mit Intarsien, darauf eine blaue Tasse Cappuccino, im Hintergrund Café Besucher:innen und durch die große Glasfront sonnige Außenplätze

Mittagscappuccino im Westend, der Marsch hin und zurück in eher sonnigem Wetter, in Wind und milder Luft sehr angenehm.

Später beim Mittagessen (Nektarinen, Hüttenkäse) stellte ich allerdings den ersten Nachteil der schönen neuen Welt mit multiplen Bildschirmen fest: Der Schreibtisch ist ganz schön voll. Teetasse oder Wasserglas kann ich nur noch mit Strecken erreichen, eine Zeitung passt zum Lesen nicht mehr an die Seite – ich musste die Fensterbank rekrutieren.

Gestern zwickte es überdurchschnittlich schmerzhaft links von der Lendenwirbelsäule, was mich besonders oft zwischen Arbeiten im Stehen und im Sitzen wechseln ließ. Irgendwann probierte ich als Gegenmittel die Kamel-Rückbeuge aus der Yoga-Gymnastik im Stehen: Es krachte an verschiedenen, auch unerwarteten Stellen im Körper – und das Zwicken war weg. (Ich wünschte, ich wüsste für jede Art von Zwicken solch wirkmächtigen Gegenmittel.)

Nach pünktlichem Feierabend nahm ich eine U-Bahn in die Innenstadt für Besorgungen – leider mit geringem Erfolg. Im Camper-Laden probierte ich zwei Sandalen-Modelle an, die ich online entdeckt hatte, doch schon nach wenigen Schritten wusste ich, wo ich auch nur mit 100 Schritten mehr Blasen haben würde. Also keine neuen Sandalen. Dann suchte ich beim Ludwig Beck nach meinem neuen Nagellack-Liebling: Dort wurde genau diese Marke OPI gerade aussortiert, und die gesuchte Farbe, so wurde mir beschieden, sei ohnehin seit Jahren nicht mehr im Programm. (Nebenbei wieder bemerkt: Auf der Theatinerstraße sehe ich immer ausgesprochen interessant gestylte Frauen verschiedenen Alters.)

Etwas erfolgreicher: An seinem letzten Arbeitstag vor Urlaub holte ich mir im Vorbeigehen beim Friseur einen Termin nach seinem Urlaub – werde allerdings noch drei Wochen eingewachsen durchhalten müssen. Wenigstens bekam ich im Allnatura nahezu alles von der Einkaufsliste.

Daheim Yoga-Gymnastik, dann Freitagabend-Drinks:

Auf einer Balkonbrüstung zwei Weißweingläser mit trüber heller Flüssigkeit, dahinter Bäume

Wir gossen nochmal handgemachten Vin d’orange mit Prosecco auf (das letzte Restl mit Mineralwasser – das schmeckte uns sogar noch besser).

Ein Block Thunfischfleisch in Farbverlauf hellrose bis weinrot auf einem Stück Wachspapier

Herr Kaltmamsell hatte eine Hypothek auf unsere Wohnung aufgenommen, die uns nicht mal gehört, und auf meinen seltenen Wunsch frischen Thunfisch zu Goldpreisen gekauft: Einen, den man ethisch vertreten kann, von einem spanischen Familienbetrieb mit eigenen Händen gefangen und beim Dallmayr in die Theke gelegt.

Holztisch mit Bast-Sets, darauf Glasteller mit gebratenem Thunfisch-Steak, grünem Spargel, einer mittelbrauenen Sauce, sonst auf dem Tisch gelbe Servietten, Gabel und Messer, gefüllte Weingläser mit Rosé

Es gab ihn mit gebratenem grünen Spargel (dieses Jahr habe ich nicht die geringste Lust auf weißen), beides mit einer Haselnuss-Chili-Sauce, die mir eingefallen war und die Herr Kaltmamsell umsetzte. Schmeckte alles hervorragend, dazu passte der spontanvergorene Rosé Pittnauer Dogma.

Nachtisch Speiseeis und Schokolade, Abendunterhaltung war eine neue TV-Serie, deren Beschreibung ich attraktiv fand, unter anderem weil darin allgäuer Schwäbisch gesprochen wird: Tschappel, hier in der Mediathek. Ich fand die ersten beiden Folgen tatsächlich originell in ihrer nicht-realistischen, schnellen Machart, sehr nett ein bissl drüber – doch auch die werde ich sehr wahrscheinlich nicht weiter schaffen.

Im Bett war mir nicht nach der düsteren Stimmung von Unser Deutschlandmärchen, statt dessen griff im zu einem Papierbuch, das schon so lange auf meinem Nachtschränkchen steht, das es sich zu verbiegen beginnt: The Season. A Candid Look at Broadway von William Goldman (den man vor allem als Drehbuchautor kannte, der aber auch sehr spannende und reflektierte Bücher über die Branche schrieb). Gleich im ersten Kaptiel beschreibt er einen der späten Auftritte von Judy Garland – das war genau das richtige vorm Einschlafen.

§

Gestern zum ersten Mal zufällig das Mastodon-Profil von @novemberregen geöffnet – und mich sehr gefreut, denn da steht etwas, was wir alle, die wir wo und wie auch immer Sachen ins Web schreiben, berücksichtigen sollten:

Personal Commitment:

I take responsibility for what I share on social media.
I don’t post anything that degrades, dehumanizes, or makes blanket judgments – not even for a supposedly good cause.
I check sources and think about possible impact.
I won’t build belonging through mockery or outrage.
I care about real engagement – nuanced, respectful, open.

I make mistakes. If you spot one, please tell me.