Gas Lab & Kristoffer Eikrem veröffentlichen „Overseas“ EP // Ein transatlantischer Jazztraum

Die neue EP „Overseas“ von Gas Lab und Kristoffer Eikrem ist ein leises Meisterwerk. In nur fünf Stücken und etwas über zwölf Minuten entfalten der argentinische Produzent und der norwegische Trompeter einen warmen, transkontinentalen Sound, der gleichermaßen nostalgisch wie zeitlos wirkt. Nach dem gemeinsamen Vorgänger „Foreign Collections“ vertiefen die beiden ihre musikalische Partnerschaft und machen deutlich, dass diese Kollaboration keine einmalige Begegnung, sondern eine langfristige kreative Allianz ist.

Zwei Künstler, ein Raum voller Wärme

Gas Lab, bekannt für seine organischen Beats und jazzverliebten Produktionen, bleibt seinem Stil treu, verleiht ihm hier aber neue Tiefe. Die Beats sind luftig und unaufdringlich, die Melodien offen und verspielt. Kristoffer Eikrems Trompetenlinien gleiten darüber wie der Schatten eines Vogels über stilles Wasser – jede Phrase mit Bedacht gesetzt, jede Note Teil eines Gesprächs. Was beide eint, ist ihre Zurückhaltung: kein Sound zu viel, kein Pathos, nur ein feines Gespür für Timing, Atmosphäre und Resonanz.

Gas Lab & Kristoffer Eikrem – Von Buenos Aires bis nach Oslo

Die EP eröffnet mit „Retrospect“, einem introspektiven Auftakt, der mit weichen Keys und sanfter Trompete in eine melancholische Stimmung führt – als blicke man zurück auf vergangene Sommer. Es folgt „Palmera“, ein lockerer, tropisch gefärbter Beat, der an Palmen, Abendlicht und langsames Flanieren denken lässt. Die Mitte der EP markiert „Time Flies“, der einzige Track mit Feature – Akshay Iyer am Piano erweitert das Klangbild um eine zusätzliche Farbe. Es ist der Moment, in dem die EP aufblüht: jazzig, rhythmisch komplexer, aber nie überladen.

Klang gewordene Gelassenheit

Mit „Tropicalia“ geht es zurück in vertraute Gewässer: ein entspannter Groove, etwas mehr Drive in der Rhythmussektion, ein Hauch Brasilien in der Luft. Die Trompete bleibt zentral, wird aber von perkussiven Elementen und subtilen Synths umspielt. Der Titeltrack „Overseas“ schließt das Projekt mit einem leisen Höhepunkt ab. Hier zeigen sich Gas Lab und Eikrem von ihrer souveränsten Seite: der Beat ist locker, die Melodie fast gesungen, die Stimmung irgendwo zwischen Abschied und Aufbruch. Als wolle die Musik sagen: Die Reise endet – aber nicht wirklich.

Gas Lab & Kristoffer Eikrem x Overseas – Klein, aber von großer Wirkung

Was „Overseas“ so besonders macht, ist seine Konzentration. Keine Note ist zufällig, kein Moment wirkt hastig. Die Produktion klingt analog, warm, fast wie auf Band aufgenommen. Alles wirkt handgemacht, ohne je altmodisch zu klingen. Es ist Musik, die nicht drängt, sondern bleibt – im Raum, im Ohr, im Gefühl. Wer „Foreign Collections“ mochte, wird „Overseas“ lieben. Doch wo das Vorgängeralbum noch suchte, scheint dieses Werk gefunden zu haben: seinen Ton, seine Balance, seine Sprache.

Fazit | tl;dr

„Overseas“ ist mehr als eine EP – es ist ein kurzer Film ohne Bilder, ein Gedicht ohne Worte, ein Dialog über Kontinente hinweg. Gas Lab und Kristoffer Eikrem zeigen, wie viel Ausdruck in Zurückhaltung liegt. Die EP ist ein Geschenk für alle, die sich nach musikalischer Wärme sehnen, nach echten Klängen in einer Welt voller Noise. Eine Einladung, sich treiben zu lassen. Und ganz nebenbei ein neuer Höhepunkt im gemeinsamen Schaffen zweier Künstler, die sich besser nicht ergänzen könnten.

Gas Lab & Kristoffer Eikrem – „Overseas“ EP // Bandcamp:

Overseas von Gas Lab & Kristoffer Eikrem

Gas Lab & Kristoffer Eikrem – „Overseas“ EP // Spotify: