Plattenkritik: Eiko Ishibashi – Antigone (Drag City) - Die Intimität und das Epische

Ein Album, das mich seit Monaten beschäftigt und ständig verzaubert ist „Antigone“ von der japanischen Künstlerin Eiko Ishibashi. Seit 2006 veröffentlicht Ishibashi Musik und arbeitete unter anderem mit Merzbow, Tatsuyo Yoshida und Jim O’Rourke zusammen. Mit letzterem ist sie seit vielen Jahren liiert. Sie lernten sich bei den Aufnahmen zu O’Rourkes Burt-Bacharach-Tribute-Album „All Kinds Of People ~ Love Burt Bacharach“ kennen, das 2010 erschien. Auch für das neue Album arbeiteten beide eng zusammen. Jim O’Rourke produzierte „Antigone“ und spielt unter anderem Bass. Internationale Aufmerksamkeit bekam Eiko Ishibashi für ihre Film-Arbeiten mit dem Regisseur Ryusuke Hamaguchi für „Drive My Car“ und „Evil Does Not Exist“. Organische, lebendige und symbiotische Soundtracks für beides ganz großartige Filme. Wie kaum jemand anderes vermag Ishibashi das Kammerhafte mit dem Opulenten zu verbinden. Hinter vermeintlich verschrobenen, verhaltenen Songwritings verstecken sich ständig große Momente. Soundtracks von Morricone und Joe Hisaishi schimmern durch. Japanischer City Pop und Proto-J-Pop sind genauso wichtig wie die jazzige, experimentelle Verspieltheit, die die Arrangements durchzieht. Epos und Intimität, Sinfonie und Folk und das derart geschmackssicher, dass man dieses neue Zuhause nicht mehr verlassen will. Es ist nämlich nicht so, dass die Musikerin verstohlen bei den Großmeistern stibitzt, sondern es sich viel mehr neben ihnen bequem macht, so souverän und zugleich sehr bewegend klingt das. Ihre Versatilität und musikalisches Können, dazu gehört auch der wundervolle Gesang, sollten von mehr bewundert werden. Bislang eines der schönsten Alben dieses Jahr.

Jun 14, 2025 - 15:45
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Plattenkritik: Eiko Ishibashi – Antigone (Drag City) - Die Intimität und das Epische
Eiko Ishibashi Antigone

Ein Album, das mich seit Monaten beschäftigt und ständig verzaubert ist „Antigone“ von der japanischen Künstlerin Eiko Ishibashi. Seit 2006 veröffentlicht Ishibashi Musik und arbeitete unter anderem mit Merzbow, Tatsuyo Yoshida und Jim O’Rourke zusammen.

Mit letzterem ist sie seit vielen Jahren liiert. Sie lernten sich bei den Aufnahmen zu O’Rourkes Burt-Bacharach-Tribute-Album „All Kinds Of People ~ Love Burt Bacharach“ kennen, das 2010 erschien. Auch für das neue Album arbeiteten beide eng zusammen. Jim O’Rourke produzierte „Antigone“ und spielt unter anderem Bass. Internationale Aufmerksamkeit bekam Eiko Ishibashi für ihre Film-Arbeiten mit dem Regisseur Ryusuke Hamaguchi für „Drive My Car“ und „Evil Does Not Exist“. Organische, lebendige und symbiotische Soundtracks für beides ganz großartige Filme.

Wie kaum jemand anderes vermag Ishibashi das Kammerhafte mit dem Opulenten zu verbinden. Hinter vermeintlich verschrobenen, verhaltenen Songwritings verstecken sich ständig große Momente. Soundtracks von Morricone und Joe Hisaishi schimmern durch. Japanischer City Pop und Proto-J-Pop sind genauso wichtig wie die jazzige, experimentelle Verspieltheit, die die Arrangements durchzieht. Epos und Intimität, Sinfonie und Folk und das derart geschmackssicher, dass man dieses neue Zuhause nicht mehr verlassen will. Es ist nämlich nicht so, dass die Musikerin verstohlen bei den Großmeistern stibitzt, sondern es sich viel mehr neben ihnen bequem macht, so souverän und zugleich sehr bewegend klingt das. Ihre Versatilität und musikalisches Können, dazu gehört auch der wundervolle Gesang, sollten von mehr bewundert werden. Bislang eines der schönsten Alben dieses Jahr.