Künstliche Intelligenz im Jahr 2025 – Part 11

„Künstliche Intelligenz beflügelt meine Kreativität.“ Generative KI ist eines der spannendsten Designthemen der Gegenwart – und verändert bereits spürbar, wie Designer*innen arbeiten. Die Branche testet intensiv, was mit KI möglich ist und Arbeitsprozesse verändert. In einer losen Serie tauschen wir uns mit Kreativen über ihre Erfahrungen aus. Dieses Mal mit dabei: Charles Nix, Senior Executive […] Der Beitrag Künstliche Intelligenz im Jahr 2025 – Part 11 erschien zuerst auf DESIGNBOTE - Design Fachblog - mit News zu neuen Logos, Relaunchs, Redesigns

Jun 16, 2025 - 20:30
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Künstliche Intelligenz im Jahr 2025 – Part 11

„Künstliche Intelligenz beflügelt meine Kreativität.“
Generative KI ist eines der spannendsten Designthemen der Gegenwart – und verändert bereits spürbar, wie Designer*innen arbeiten. Die Branche testet intensiv, was mit KI möglich ist und Arbeitsprozesse verändert. In einer losen Serie tauschen wir uns mit Kreativen über ihre Erfahrungen aus. Dieses Mal mit dabei: Charles Nix, Senior Executive Creative Director bei Monotype.

künstliche intelligenz

Charles Nix, Senior Executive Creative Director bei Monotype

Welche Chancen bietet Künstliche Intelligenz für die Kreativbranche?
KI-Technologien eröffnen radikale neue Möglichkeiten. Besonders im Hinblick auf die Weiterentwicklung unserer heutigen Arbeitsweisen liegt das größte Potenzial in der Geschwindigkeit der Umsetzung: bei der konzeptionellen Einordnung und Neuausrichtung von Aufgaben, beim schnellen Prototyping zur Ideenentwicklung, bei der vielseitigen Erstellung visueller Entwürfe als Gesprächs- und Feedbackgrundlage, bei der Vorbereitung von Materialien – und schließlich in der eigentlichen Ausspielung.

Darüber hinaus liegen die meisten Chancen im noch Unbekannten – in dem, was erst entdeckt werden will. Kreative, die sich auf neue Workflows einlassen, erschließen sich neue Arbeitsmethoden und Ausdrucksformen. Wir werden diese Tools auf Arten nutzen, die sich zunehmend von bestehenden Arbeitsweisen lösen – und so das definieren, was als Nächstes kommt. Das Potenzial kreativer Entfaltung wächst dadurch erheblich.

Wie beurteilst Du den aktuellen Stand von Design und KI?
Wir befinden uns in einer Phase des Umbruchs – ein Zustand, den wir aus der Vergangenheit kennen: vom Buchdruck über mechanische Satz- und Druckpressen bis hin zur Fotoreproduktion, zum frühen digitalen Satz und schließlich zum Desktop-Publishing. Mit jeder technologischen Neuerung haben wir zunächst versucht, sie im Rahmen unserer bisherigen Praxis zu verstehen. Aktuell betrachten wir Künstliche Intelligenz durch die Brille von 30 bis 40 Jahren Design- und Produktionsgeschichte. Den entscheidenden Durchbruch über diese Perspektive hinaus haben wir allerdings noch nicht geschafft.

Welche Herausforderungen siehst Du beim Einsatz von KI im kreativen Prozess?
Die zentrale Herausforderung liegt darin, menschliche Kreativität neu zu definieren. Was bedeutet es, kreativ – und dabei menschlich – zu sein, angesichts so mächtiger Werkzeuge? Diesen Fragen widmen wir uns gerade im neuen Projekt zum Trend Human Types. Ziel dabei ist es, das Zusammenspiel von künstlicher Intelligenz und Typografie auszuloten und das gestalterische Potenzial ebenso wie die Grenzen generativer Technologien zu beleuchten.

Eine weitere Herausforderung ist die Frage nach dem geistigen Eigentum: Gehören unsere Prompts – also die Art und Weise, wie wir Aufgaben formulieren und umformulieren – wirklich uns? Stillen sie unser kreatives Bedürfnis oder unterbrechen sie vielmehr den experimentellen Prozess, der oft zur besten Idee führt? Werden „Prompting“ und „Curation“ zur einzigen kreativen Leistung? Und übertragen wir das Prinzip, dass ein hoher „Fertigkeitsgrad“ als Beweis für Kreativität gilt – wie bei bisherigen digitalen Tools – nun einfach auf ein viel mächtigeres Set an Werkzeugen? Kurz gefragt: Ersetzen scheinbar „kreative“ oder „gut designte“ Ergebnisse zunehmend echtes kreatives Denken und gestalterisches Können?

Wie verändert Künstliche Intelligenz deine Arbeit? Und wie entwickelst du deinen eigenen Stil?
KI-Technologien beflügeln meine Kreativität. Sie erlauben mir, spontane Ideen auszuleben, neue Umsetzungswege zu testen und bestehende Konzepte zu hinterfragen. Die Frage nach dem eigenen Stil halte ich in diesem Kontext für weniger relevant – auch wenn sie viele Kreative umtreibt. Stattdessen würde ich sie so umformulieren: Was macht mich einzigartig? Welchen Mehrwert bringe ich in meine Zeit und mein Umfeld? Warum habe ich das Bedürfnis, zu gestalten und zu kommunizieren? Was möchte ich mit meiner Arbeit auslösen? Wie berühre ich mein Publikum?

Welche KI-Tools kannst du empfehlen?
Alle. Es ist noch zu früh, um sich festzulegen. ChatGPT ist ein guter Gesprächspartner, DALL·E ein leistungsstarkes Bild-Tool. Frag ChatGPT einfach nach einer aktuellen Liste – die Tools entwickeln sich rasant weiter. Was heute funktioniert, kann in einer Woche schon überholt sein.

Welche gelungenen KI-Projekte fallen dir ein?
Das ist schwer zu beantworten, weil die Integration aktuell in Echtzeit geschieht. Beispiele sind die Arbeiten von Superside, die Künstliche Intelligenz gezielt für Kunden einsetzen, oder Work & Co mit ihrer Serie „AI at Work & Co“. Auch die Projekte von People Made Machines und Neural Codex zeigen, was bereits möglich ist. Das ist aber erst der Anfang – neue Arbeiten entstehen täglich, weil Marken und Agenturen sich differenzieren wollen.

Worauf sollten Kreative besonders achten, um mit KI zu guten Ergebnissen zu kommen?
Auf Input und Output. Sorgfältige Formulierung der Aufgabe (Input) und kompromisslos kritische Bewertung der Ergebnisse (Output). Beides sind zentrale Bestandteile kreativen Arbeitens – und gewinnen umso mehr an Bedeutung, wenn sich die Produktionsmittel grundlegend verändern.

Welchen Rat gibst du jungen Talenten, die mit KI experimentieren?
Fahr an der nächsten Ausfahrt vorbei. Such den nächsten Ort. Entdecke Neues. Brich Erwartungen. Erfinde das Morgen. Nutze die Power der Tools – aber noch mehr: deine eigene kreative Kraft, um eine Zukunft zu gestalten, wie wir sie bisher nicht kannten. Nutze diese neue Stärke, um Kultur mitzuprägen.

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