Blaise Metreweli: So sieht die echte "M" wirklich aus
Das gab's bisher nur bei James Bond: Der britische Auslandsgeheimdienst MI6 wird demnächst von einer Frau geführt. Anders als ihr fiktives Pendant "M" alias Judi Dench wird Blaise Metreweli den Codenamen "C" tragen. Wer ist die Top-Agentin, die an die Spitze des Nachrichtendiensts aufsteigt?

Das gab's bisher nur bei James Bond: Der britische Auslandsgeheimdienst MI6 wird demnächst von einer Frau geführt. Anders als ihr fiktives Pendant "M" alias Judi Dench wird Blaise Metreweli den Codenamen "C" tragen. Wer ist die Top-Agentin, die an die Spitze des Nachrichtendiensts aufsteigt?
Beim Thema Spionage können sich Realität und Fiktion leicht vermischen – da Agent:innen naturgemäß im Geheimen agieren, kennen wir nur Leinwandheld:innen wie James Bond oder seine Chefin "M" alias Judi Dench. Im Film leitet sie bekanntlich den britischen Geheimdienst MI6, den es im echten Leben auch gibt. Kann es also Zufall sein, dass der amtierende Geheimdienstchef Richard Moore denselben Nachnamen trägt wie 007-Super-Mime Roger Moore? Oder dass "M" nun mit Blaise Metreweli, 47, eine reale Nachfolgerin bekommt? Die langjährige Agentin wird am 1. Oktober Richard Moores Nachfolge antreten und unter dem Codenamen "C" den MI6 leiten.
© Sammlung Richter/United Kingdom Foreign Office/ AP
Was bei James Bond Kult ist, wird Realität
Premierminister Keir Starmer nannte die Berufung der ersten Frau an die Spitze des MI6 "historisch". Sie falle in eine Zeit, in der die Arbeit der Nachrichtendienste "noch nie so wichtig war wie heute". Sein Land sei mit "Bedrohungen nie dagewesenen Ausmaßes konfrontiert – seien es Angreifer, die ihre Spionageschiffe in unsere Gewässer schicken, oder Hacker, die mit ihren ausgeklügelten Cyber-Plots unsere öffentlichen Dienste stören wollen." Metreweli selbst sagte zu ihrer Ernennung: "Ich bin stolz und fühle mich geehrt, dass man mich gebeten hat, meinen Dienst zu leiten." Und auch Ann-Katrin Müller, Co-Autorin des Buches "Die Unsichtbaren – Wie Geheimagentinnen die deutsche Geschichte geprägt haben", freut sich über die Personalie: "Endlich! Richard Moore hatte ja angekündigt, alles dafür zu tun, dass ihm eine Frau nachfolgt. Da merkt man mal wieder, dass es oft einen Mann braucht für mehr Gleichberechtigung."
Mit ihrem neuen Posten tritt Agentin Metreweli aus der Schattenwelt in die Sichtbarkeit – nur die:der Chef:in des Geheimdienstes ist der Öffentlichkeit bekannt. Wer also ist diese Frau? Sicher ist, dass Metreweli reichlich Erfahrung mitbringt: Seit 1999 ist sie Agentin beim MI6, den größten Teil ihrer Laufbahn soll sie im Nahen Osten und in Europa verbracht haben. Außerdem füllte sie bereits hochrangige Positionen beim Inlandsgeheimdienst MI5 aus. Vor ihrer Agentinnenkarriere hat sie in Cambridge Anthropologie studiert.
© Iliya Mitskavets
Aktuell ist Metreweli beim MI6 als Generaldirektorin für "Technologie und Innovation" zuständig – und trägt den gleichen Codenamen wie ihr Pendant im Bond-Universum, Gadget-Master "Q". In dieser Position kümmert sie sich "um die schwierigsten technischen Herausforderungen, denen der MI6 begegnet", so der Geheimdienst. Ob sie in dieser Funktion auch Lippenstifte mit Waffen ausstattet? Laut Ann-Katrin Müller stehen heutzutage andere Herausforderungen im Vordergrund: "Es geht darum, die Identität von Agent:innen geheim zu halten, auch in gegnerischen Ländern, die biometrische Überwachung einsetzen", sagte sie zu BRIGITTE. "Aber es kann bestimmt auch mal Thema sein, Waffen so zu verstecken, dass sie unerkannt mitgeführt werden können. Die ersten Lippenstiftpistolen wurden übrigens schon in den 1950er-Jahren vom russischen KGB erfunden."
Frauen spielen schon lange eine herausragende Rolle bei den Geheimdiensten
Anders als die Bond-Geschichten suggerieren, ist Spionage keine Männerdomäne, in der smarte Agenten sich mit hübschen "Bond Girls" schmücken. Müllers Recherchen brachten ans Licht, dass Frauen seit dem Kaiserreich als Geheimagentinnen arbeiten. Bereits im Ersten Weltkrieg wurden immerhin 24 der 224 Spionage-Netzwerke in Belgien und Frankreich von Frauen geleitet. Und eine Doppelagentin sei mitverantwortlich dafür gewesen, "dass der D-Day gelang und die Nationalsozialisten besiegt werden konnten." Was Autoren und Journalisten nicht daran hindert, diese Frauen regelmäßig zu sexualisieren – "noch 2010 wurde eine enttarnte russische Spionin »Null-Null-Sex« getauft", so Müller.
Den hohen Frauenanteil bei den Geheimdiensten erklärt die Expertin so: "In Zeiten, in denen es für Frauen nicht normal war, zu arbeiten, und sie bestimmte Berufe nicht ergreifen durften, war die Arbeit als Agentin eine gute Möglichkeit – schließlich konnten sie diese nur versteckt erledigen." Mit Blaise Metreweli erklimmt nun eine Spionin in aller Sichtbarkeit die Spitzenposition beim wichtigsten Geheimdienst Großbritanniens. Schade sei dabei nur, so Müller, dass die deutschen Behörden in Sachen Frauenförderung den britischen weit hinterherhinkten.