Overthinker-Paradox: Bremst dein innerer Antrieb dich aus? Daran könnte es liegen

Bis ins kleinste Detail ausgefeilte Pläne schmieden und lange Listen schreiben, gehört zu deinen Lieblingsbeschäftigungen? Dann hält dich genau das vielleicht davon ab, ins Handeln zu kommen. Diese 3 Schritte helfen dir aus der Optimierungsfalle. 

Jun 19, 2025 - 18:00
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Overthinker-Paradox: Bremst dein innerer Antrieb dich aus? Daran könnte es liegen

Bis ins kleinste Detail ausgefeilte Pläne schmieden und lange Listen schreiben, gehört zu deinen Lieblingsbeschäftigungen? Dann hält dich genau das vielleicht davon ab, ins Handeln zu kommen. Diese 3 Schritte helfen dir aus der Optimierungsfalle. 

Es ist Dienstagabend. Ich sitze auf dem Sofa und denke darüber nach, bei welchem Verlag ich das Exposé für mein Buch einreichen könnte. Ich google. Ich finde. Ich kann mich nicht entscheiden und schreibe eine Pro- und Kontra-Liste. 

3 Stunden später ...

... habe ich einen womöglich passenden Verlag gefunden, da kommt mir in den Sinn, dass Self-Publishing auch eine gute Alternative sein könnte. Zu diesem Zeitpunkt existieren gerade mal zwei Kapitel des besagten Buchs. Warum mache ich mir Gedanken um Step 10, wenn ich bei Step 2 bin? So was passiert mir häufiger. Ich überdenke gerne von Natur aus langwierigere Prozesse – wie eben ein Buch zu schreiben – von vorne bis hinten und verstricke mich in meinen sehr detaillierten Plänen, statt einfach mal zu machen. Irgendwann denke ich frustriert: "Hätte ich doch lieber den Laptop rausgeholt und in die Tasten gehauen – dann wäre ich vermutlich schon fertig." 

Das Buch ist die eine Sache, ich verfalle aber auch gerne bei "kleineren" alltäglicheren To-dos in den Optimierungswahn. Ein Wochenendausflug steht an? Da kann ich doch nicht einfach zwei T-Shirts und eine Jeans in den Rucksack werfen (wie mein Freund), nein! Ich checke zuerst das Wetter, schreibe dann eine Packliste, bevor ich mich entscheide, ob ich den Rollkoffer oder den Rucksack nehme, und zu guter Letzt überlege ich mir mögliche Outfit-Kombinationen ... 

Und als ich vor zwei Wochen die Terrasse ready für den Sommer machen wollte, fing ich an (nachdem ich die obligatorische Liste geschrieben hatte) das Internet nach passenden Halbschatten-Gewächsen zu durchforsten – statt die Handschuhe anzuziehen und die vertrockneten Blätter vom letzten Herbst einzusammeln. Früher war ich nicht so verkopft. Wo ist bloß meine innere Macherin geblieben?

Daran merkst du, dass du es mit dem Planen übertreibst

Meinen Drang, zu planen und zu strategisieren habe ich erst infrage gestellt, nachdem ich einen Artikel zum "Overthinking-Paradox" gelesen hatte. Dort heißt es: "Wenn Sie Stunden damit verbringen, Strategien zu entwickeln, dann kann das Handeln und Fortschritt verlangsamen. Das ständige Überdenken stellt dabei eine größere Bedrohung für den Erfolg dar als das Scheitern selbst." Ich erkenne mich sofort in dem Muster: Ich versuche, einen perfekten Plan zu entwickeln, der potenzielle Fehltritte oder Ineffizienzen beseitigt, bevor ich überhaupt angefangen habe. 

Und weiter heißt es: "Jede vorzeitige Optimierung ist eine Form der Vermeidung der eigentlichen Arbeit." Bin ich also eigentlich faul? Hmm. Beim Packen kommt's hin, da drücke ich mich ziemlich sicher vor der eigentlichen Aufgabe. Seitdem ich das weiß, merke ich zumindest recht schnell, wenn ich in die Overthinker-Falle tappe – und diese drei Steps helfen mir dabei, mich möglichst schnell wieder zu befreien. 

3 Schritte zur Überwindung vorzeitiger Optimierung

  1. Muster benennen
    Wenn mir auffällt, dass der Optimierungsdrang wieder da ist, dann halte kurz inne und versuche das Problem konkret zu benennen. Also beispielsweise: "Ich verliere mich gerade in der Suche nach einem passenden Verlag, weil ich mich vorm Schreiben drücken möchte." Das hilft mir meist schon, um den Weg aus der Prokrastination zu finden. 
     
  2. Ziele in Meilensteine zerlegen 
    Meine Aufgaben und Projekte unterteile ich gedanklich in verschiedene Schritte, die ich nacheinander(!) abhandle. Ich übe mich so darin, nicht mit Punkt fünf anzufangen, bevor ich überhaupt Punkt eins, zwei, drei und vier geschafft habe. Sich an die Reihenfolge zu halten ist herausfordernd, aber essenziell. 
     
  3. Optimierungstendenzen unterbrechen 
    Ich nehme mir vor, die problematischen Muster erst einmal nur für einen gewissen Zeitraum abzuschalten. Das ist oftmals leichter, als sie komplett zu überwinden. Mein Ziel: Die nächsten vier Wochen jeweils eine Buchseite pro Tag zu schreiben und mich in dieser Zeit nicht von anderen Themen ablenken zu lassen wie Covergestaltung, Danksagungen und Co., die gerade überhaupt nicht relevant sind.

Ein Overthinker zu sein, ist nicht per se von Nachteil, es bedeutet auch, motiviert und ambitioniert zu sein und einen inneren Antrieb zu besitzen, gute Leistungen zu erbringen. Das Paradoxe daran: Dieser innere Antrieb kann eben dazu führen, dass wir in den Optimierungswahn verfallen, mit dem wir Projekte eher sabotieren, als sie voranzubringen.